Wenn Bayer-Chef Marijn Dekkers in dieser Woche die Quartalszahlen (Mittwoch, 29. Juli um 7:30 Uhr) des Unternehmens präsentiert, steht der Pharma- und Agrarkonzern kurz vor dem Start in eine neue Ära. Zum 1. September macht die Kunststoffsparte den ersten Schritt in die Eigenständigkeit. Bislang als Teilkonzern unter dem schwerfälligen Namen Bayer MaterialScience geführt, geht der Bereich als Covestro an den Start. Spätestens Mitte 2016 soll nach Dekkers' Plänen die neue Gesellschaft dann an die Börse gebracht werden.
Erst Lanxess, jetzt Covestro
Die geplante und lange erwartete Herauslösung der Kunststoffsparte aus dem Konzern hatte der Bayer-Chef vor einem Jahr angekündigt. Damit vollzieht das Unternehmen den Schritt, den einige Analysten immer wieder gefordert hatten: Eine Spezialisierung und Konzentration auf das Gesundheitsgeschäft und den Agrarbereich – Bayer als lupenreiner Life-Science-Konzern, so wie es viele Konkurrenten bereits vorgemacht hatten. Denn das Geschäft mit der Gesundheit für Mensch, Tier und Pflanze gilt als extrem profitabel und soll künftig nicht durch eine konjunkturanfällige Industriesparte geschwächt werden.
Vor zehn Jahren hatte sich Bayer bereits von der traditionsreichen Chemie getrennt und den Bereich als Lanxess an die Börse gebracht – eine mögliche Blaupause für die nun anstehende Abspaltung von Covestro. Doch in welcher Form der Börsengang erfolgt – über eine Neuemission oder einen sogenannten Spin-off, bei dem Altaktionäre als Entschädigung Covestro-Anteilsscheine ins Depot gelegt werden – ist derzeit noch unklar. In Medien war spekuliert worden, dass Covestro je nach Marktumfeld schon in diesem Herbst auf dem Börsenparkett debütieren könnte.
Analysten mit Halte-Empfehlung
Die Investmentbank Equinet hat die Einstufung für Bayer vor den Quartalszahlen auf "Neutral" mit einem Kursziel von 134 Euro belassen. Der Pharma- und Chemiekonzern sollte solide Ergebnisse vorlegen, schrieb Analystin Marietta Miemietz einer Studie vom Montag. Die Expertin rechnet mit einer eher unauffälligen Kursreaktion. Das wichtigste ausstehende Ereignis sei die Ankündigung, ob die Trennung von der Kunststoffsparte MaterialSciences über einen Börsengang oder einen Spin-off erfolgen soll.
DER AKTIONÄR empfiehlt, die Gewinne von mittlerweile 77 Prozent seit der Empfehlung des AKTIONÄR mit einem Stopp bei 113,00 Euro laufen zu lassen.
(Mit Material von dpa-AFX)