Die Turbulenzen bei der Deutschen Bank haben dem Ansehen des Instituts auch unter Firmenkunden schwer geschadet. Große Hoffnungen ruhen auf dem neuen Chef des Unternehmens, John Cryan.
In einer Umfrage des Fachmagazins Finance unter 117 Finanzchefs von deutschen Mittelständlern und Konzernen sagen nur elf Prozent, dass ihr Vertrauen in die Bank durch die Querelen der vergangenen Monate nicht gelitten habe. 60 Prozent der Befragten begrüßten zumindest den personellen Neuanfang. Als führende Bank für Firmenkunden nennen die Finanzchefs derzeit aber eher die Commerzbank als die Deutsche Bank.
Der Brite John Cryan hatte zu Monatsbeginn Anshu Jain in der Doppelspitze der Deutschen Bank abgelöst. Bis zur Hauptversammlung im Mai 2016 wird er die Bank zusammen mit Jürgen Fitschen führen und danach allein leiten. Skandale und Milliardenstrafen hatten das Image der Bank zuletzt zunehmend ramponiert und die Ergebnisse schwer belastet.
Für Verunsicherung unter den Finanzexperten sorgt auch die im April vorgestellte neue Ausrichtung der Bank. Die Hälfte der Befragten gab an, keine Klarheit über die Entwicklung des größten deutschen Geldhauses zu haben - ebenso wenig darüber, was die Veränderungen für die eigenen Geschäftsbeziehungen zu dem Institut bedeuten.
58 Prozent der Finanzchefs befürchten, dass die Bank künftig ihre Kunden stärker nach Gruppen voneinander trennt. Fast 30 Prozent erwarten einen häufigeren Wechsel ihres Firmenkundenbetreuers. 33 Prozent rechnen zudem damit, dass Entscheidungen künftig stärker in London getroffen werden.
Die neue Strategie der Deutschen Bank sieht tiefe Einschnitte vor allem im Privatkundengeschäft und im Investmentbanking vor. Cryan hat angekündigt, grundsätzlich an dieser Strategie festzuhalten. Details sind noch unbekannt. Im Oktober will Cryan Farbe bekennen.
Fast drei Viertel der Befragten pflegen nach eigenen Angaben eine aktive Geschäftsbeziehung zur Deutschen Bank. Bei der Bedeutung im Firmenkundengeschäft muss sich das Institut aber mit Rang zwei hinter der Commerzbank begnügen. 84 Prozent der Teilnehmer der Umfrage zählen das zweitgrößte deutschen Kreditinstitut zu den führenden Banken für Profi-Kunden, die Deutsche Bank nannten rund 71 Prozent, die Unicredit-Tochter HypoVereinsbank kam mit 47 Prozent auf Platz drei.
Fairer Wert: 40 Euro
Die Nachricht kann die Deutsche-Bank-Aktie nicht bremsen, am Donnerstagmittag liegt der Titel mit 1,4 Prozent im Plus. Wenn Griechenland im Euro bleibt, sollte die Aktie schnell das Hoch vom April bei 33,42 Euro in Angriff nehmen. DER AKTIONÄR sieht den fairen Wert der Aktie bei 40 Euro, der Stopp sollte bei 24,50 Euro platziert werden. Eine aktuelle Einschätzung zur Commerzbank-Aktie lesen Sie hier.
(Mit Material von dpa-AFX)