Die Anleger verlieren die Geduld mit SAP: Weil hohe Investitionen in das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft auch in den nächsten Jahren den Gewinn schmälern werden, trennten sich viele Investoren von ihren Anteilen an Europas größtem Software-Konzern. Die Aktie ging am Dienstag in die Knie. Das jahrelang als wichtige Messlatte geltende Margenziel sei wegen der Neuausrichtung des Konzerns nicht mehr zeitgemäß, sagte Finanzvorstand Luka Mucic gegenüber dpa-AFX. Bislang hatte SAP für 2017 eine Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Sonderposten (Ebit) von 35 Prozent angepeilt. Nun gibt es neue Mittelfristprognosen bis 2020. Diese implizieren jedoch auch im besten Fall eine niedrigere operative Gewinnspanne.
Geteilte Meinung…
Viele Analysten zeigten sich enttäuscht von den neuen Aussichten - die Aktie ging auf Talfahrt. Es gibt aber auch andere Stimmen: Thomas Becker von der Commerzbank zeigte sich beeindruckt vom Umsatzausblick für 2020. SAP sieht im Cloud-Geschäft - bei dem Software und Speicherplatz in Rechenzentren gemietet werden - den großen Treiber. Bislang kam das Geld vor allem durch die Verkäufe neuer Software-Lizenzen herein.
Neue Studien
Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hat die Einstufung für SAP mit einem Kursziel von 60 Euro belassen. Die Geschäftsziele für das laufende Jahr hätten weitgehend seinen bereits am Vortag gekürzten Erwartungen entsprochen, schrieb Analyst Laurent Daure. Die Aktie des Softwarekonzerns sei derzeit angemessen bewertet. Independent Research hat das Kursziel für SAP von 70 auf 67 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Kaufen" belassen. Die soliden Resultate seien von einem überraschend starken Wachstum im Cloud- und Wartungsgeschäft geprägt gewesen, schrieb Analyst Markus Friebel. Enttäuscht hätten aber die Ergebnisausblicke für 2015, 2017 und 2020. Deshalb habe er seine Gewinnprognosen (EPS) für 2015 und 2016 reduziert.
Anlagealternativen
Es bleibt dabei: Die Neuausrichtung des Geschäftsmodells auf die Cloud kostet SAP Zeit und Geld. Zudem irritiert die Kommunikationspolitik des Konzerns: Wenige Tage nach guten Neuigkeiten werden schlechte hinterher geschoben. DER AKTIONÄR stuft die Aktie deshalb nur noch als Halteposition ein. Im DAX gibt es bessere Alternativen wie zum Beispiel eine Daimler-Aktie oder die Lufthansa als Comeback-Spekulation.
(Mit Material von dpa-AFX)