Beim insolventen Zahlungsabwickler Wirecard laufen die Vorbereitungen für die Zerschlagung auf Hochtouren. Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat am Freitag nun „erst Ergebnisse bei der Verwertung“ verkündet. Die Gläubiger des Skandalunternehmens werden die Entwicklung mit Argusaugen verfolgen – schließlich geht es für sie um Milliarden.
Laut der Mitteilung des Insolvenzverwalters wurde bereits ein Vertrag über den Verkauf von Wirecard Brazil unterzeichnet. Demnach übernimmt eine Tochtergesellschaft der an der New York Stock Exchange gelisteten PagSeguro Digital Ltd. 100 Prozent der Anteile an der Gesellschaft. Die Transaktion stehe unter anderem noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der brasilianischen Aufsichtsbehörden.
Bezüglich der Tochter Wirecard Card Solutions mit Sitz in Großbritannien meldete Jaffé ferner die Einigung mit der britischen Railsbank auf eine „Grundsatzvereinbarung zum Verkauf bestimmter Kundenbeziehungen und weiterer Vermögensgegenstände“. Damit bestätigte der Insolvenzverwalter entsprechende Medienberichte vom Donnerstag weitgehend.
Nächste Phase für Kern- und US-Geschäft
Weit fortgeschritten sei laut dem Statement auch der Verkaufsprozess für die Tochtergesellschaft Wirecard North America. Dabei würden in Kürze die finalen Erwerbsangebote erwartet. Für das Kerngeschäft von Wirecard, das sogenannte Acquiring- und Issuing-Geschäft, gingen die Verhandlungen mit potenziellen Investoren nun in die nächste Phase. „Es gibt mehrere namhafte Interessenten, die indikative Angebote abgegeben haben“, so der Insolvenzverwalter.
Bereits zu Wochenbeginn hieß es in einem Medienbericht, dass derzeit noch rund zehn Interessenten konkret über den Kauf von Wirecard-Teilen verhandeln. Darunter seien die Deutsche Bank, die spanische Bank Santander sowie die Branchen-Rivalen Paypal und Heidelpay (DER AKTIONÄR berichtete).
Keine Angaben zu den Erlösen
Die wichtigste Frage für die Gläubiger, nämlich wie viel Geld der Verkauf der Einzelteile von Wirecard einbringen wird, bleibt in der Mitteilung des Insolvenzverwalters allerdings unbeantwortet. Selbst im besten Fall dürften die Erlöse nach Einschätzung des AKTIONÄR aber kaum ausreichen, um die entstandenen Milliardenschäden auszugleichen.
Chancen auf eine Minderung der Verluste sieht DER AKTIONÄR für geschädigte Anleger angesichts dessen am ehesten über den Klageweg – mehr Infos dazu im kostenlosen AKTIONÄR-Ratgeber, den Sie hier abrufen können.