Die Klagen verärgerter Investoren im Zusammenhang mit den Structured Alpha Fonds werden beim Münchner Versicherer "Spuren hinterlassen". Wie Konzernchef Oliver Bäte am Freitag mitteilte, will die Allianz Geld hohe Rückstellungen bilden. Über Ausmaß und Auswirkungen wurde zunächst nichts bekannt.
"Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind, werden wir Rückstellungen bilden", sagte Bäte. Wie viel Geld die Allianz dafür einplant, sagte der Manager nicht, doch rechnet das Unternehmen mit "potenziell negativen Auswirkungen" auf den Jahresüberschuss, wie Finanzvorstand Giulio Terzariol ergänzte. "Dieser Event wird Spuren hinterlassen, aber die Allianz nicht von ihrem erfolgreichen Weg abbringen", betonte Bäte.
Am operativen Ergebnis des Konzerns würden die Belastungen aus dem Fall ohnehin nichts ändern. Die Rückstellungen würden dann im nicht-operativen Ergebnis verbucht, erläuterte ein Sprecher. Dadurch würden sie erst im Nettoergebnis sichtbar. Und für diese Kennziffer gibt die Allianz keine Jahresprognose ab.
Den Aktionären stellte der Allianz-Chef in Aussicht, dass die Dividende zumindest nicht gekürzt werden soll: "Das Minimum ist immer die letzte Dividende." Analysten hatten bisher damit gerechnet, dass die Ausschüttung für 2021 von 9,60 auf 10,00 Euro pro Aktie erhöht wird.
US-Justiz schaltet sich ein
In den USA haben mehrere Investoren den Münchner Konzern wegen Verlusten verklagt,für die sie die Allianz-Vermögensverwaltung AGI verantwortlich machen. Am Wochenende hatte das Unternehmen bekannt gemacht, dass sich das US-Justizministerium in die Untersuchung eingeschaltet hat. Zu den Klägern gehören nach US-Medienberichten unter anderem die New Yorker Metro, der Lehrer-Pensionsfonds im Bundesstaat Arkansas und die Gewerkschaft Teamsters.
Die Vorwürfe laufen darauf hinaus, dass die Fondsmanager die eigenen Richtlinien nicht eingehalten und nicht angemessen auf die Marktentwicklung in der frühen Phase der Corona-Pandemie reagiert hätten. Das soll dann wiederum die hohen Verluste der Investoren verursacht haben.
Die starken Quartalszahlen in Verbindung mit dem neuen Aktienrückkaufprogramm haben dem Kurs wieder Auftrieb verliehen. Entsprechend haben die meisten Analysten Kursziele von oberhalb 220 Euro ausgerufen. DER AKTIONÄR bleibt bei seinem Kursziel von 230 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte: