Die jüngste Konsolidierungswelle in der europäischen Bankenbranche macht auch vor dem Highflyer Unicredit nicht Halt. Die Aktie führte die Branche 2023 bisher mit großem Abstand an. Im kommenden Jahr sprechen mehrere Punkte für eine Fortsetzung der Rally
Der Stoxx Europe 600 Banks Index ist in diesem Jahr um 19 Prozent gestiegen, verglichen mit einem Plus von elf Prozent bei der breiteren Aktienbenchmark. Jetzt könnten die Aussichten weniger rosig sein, denn die Erwartungen von Zinssenkungen und die wirtschaftliche Eintrübung lassen befürchten, dass die Kreditinstitute tatsächlich einen Rückschlag erleiden könnten.
Während in den USA verschiedene Signale der Fed für eine Zinswende 2024 und nun bereits im ersten Halbjahr hindeuten, sieht die Situation in der Eurozone anders aus. Zumindest offiziell. Denn die EZB stellte sich gestern im Rahmen ihrer jüngsten Sitzung klar gegen den Markttrend, da Präsidentin Christine Lagarde auf der anschließenden Pressekonferenz sagte, Zinssenkungen seien „überhaupt nicht diskutiert worden“.
Die Rendite der Staatsanleihen preist seit Wochen, auch wegen der immer maueren Konjunkturerwartungen, Leitzinssenkungen ein. Aktien von Finanzinstituten korrelieren an der Börse am stärksten positiv mit den Renditen am Kapitalmarkt: Sinkende Zinsen bedeuten also tendenziell Kursverluste.
Gerade bei der UniCredit könnte sich für Anleger aber eine Einstiegschance nach einer 80-prozentigen Rally im auslaufenden Jahr ergeben. Damit hat die Aktie fast vier Mal so viel wie der Branchenindex Euro-Stoxx-Banks eingefahren.
Sehr bullish sind weiterhin die Experten, die sich regelmäßig mit der Aktie beschäftigen. 24 der insgesamt 27 Experten heben den Daumen, die restlichen drei plädieren für Halten. Keiner würde Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten bietet trotz der steilen Rally 2023 immer noch satte 36 Prozent Potenzial.
Die 50-Tage-Linie bei 24,10 Euro wurde gestern nach unten durchbrochen, der nächste Support liegt bei der 100-Tage-Linie auf Höhe von 23,05 Euro. Der GD200 würde bei 21,13 Euro in Sicht kommen. Eine Konsolidierung wäre aktuell kein Beinbruch, die hohe Ausschüttungsquote mit einer erwarteten Dividendenrendite von 6,4 Prozent im Geschäftsjahr dürfte schon bald neue Käufer anlocken. Die Bewertung mit einem KGV von 5 für kommendes Jahr liegt zudem unter dem Branchenschnitt von 7. Der Stopp verbleibt bei 20,00 Euro.