In der Finanzbranche geht derzeit wieder die Angst um, denn die Probleme bei US-Gewerbeimmobilien erinnern viele Marktteilnehmer an die Turbulenzen letzten März. Damals kamen wie heute gerade Regionalbanken unter die Räder. DER AKTIONÄR wirft einen Blick auf Branchenprimus JPMorgan.
Mehrere mittelgroße US-Regionalbanken gingen vergangenes Frühjahr pleite. Schuld waren die Auswirkungen der im Mai 2022 gestarteten Zinswende. Vor allem Anleihen, die an Wert verloren und in den Büchern der Geldhäuser schlummerten, wurden zum Brandbeschleuniger. Aktuell geht es aber um eine andere Assetklasse, die Gewerbeimmobilien.
Ausgerechnet wieder die kleineren und mittelgroßen Finanzinstitute in den USA sind die Hauptplayer am Markt für Gewerbeimmobilien. Sie halten 70 Prozent der vergebenen Darlehen. Seit Anfang des Monats konzentriert sich die Aufmerksamkeit des Marktes auf das Untersegment Büroimmobilien, denn derzeit stehen fast 20 Prozent dieser Flächen in den USA leer.
Der Branchenprimus JPMorgan konnte erst vergangenes Jahr aus der Krise im Regionalbankensektor Kapital schlagen. Das Geldhaus stärkte sich mit der Übernahme der insolventen First Republic Bank. Auch dieses Mal könnte es für JPMorgan Chancen geben. Denn die Bank selbst ist im Vergleich zu Wettbewerbern gerade bei Büroimmobilien nicht sonderlich stark engagiert.
So beträgt der Anteil der Büroimmobilienkredite am gesamten Darlehensbestand 1,3 Prozent. Wettbewerber Bank of America kommt beispielsweise auf 1,7 Prozent, die Wells Fargo gar auf 3,4 Prozent. JPMorgan hat 58 Prozent der vergebenen Kredite im Investmentgrade-Bereich.
JPMorgan ist breit diversifiziert und hat in den meisten Geschäftsfeldern eine führende Position in den USA inne. Egal ob es sich um Investmentbanking, Privatkundengeschäft, Vermögensverwaltung oder das Geschäft mit Unternehmen handelt, JPMorgan ist vorne mit dabei.
In der Vergangenheit fiel das Geldhaus zudem mit einem guten Risikomanagement auf. Das könnte dem Finanzinstitut auch in der aktuellen Phase helfen. Im Vergleich zu anderen Banken, gerade kleineren Konkurrenten, dürften die Risiken aus dem Bereich Büroimmobilien gut zu handhaben sein.
Die Rally der Aktie geht ungeachtet der Probleme bei Büroimmobilien weiter. Auch das Verlaufshoch vom Oktober 2022 bei rund 170,00 Dollar konnte jüngst geknackt werden. Die Bewertung ist mit einem KGV von 11 für das laufende Jahr noch moderat.
Mutig Anleger können über einen Einstieg nachdenken, der Stopp verbleibt bei 120,00 Euro.