Die massiven Probleme bei der Tochter Postbank im vergangenen Jahr nach einer IT-Migration auf Systeme der Deutschen Bank haben nun noch ein Nachspiel. Denn nach einer Untersuchung durch Wirtschaftsprüfer werden mehreren Vorständen die Bonuszahlungen gekürzt. Verantwortlich dafür ist der Aufsichtsrat.
Oft tritt der Aufsichtsrat eines Unternehmens nicht in Erscheinung. Die Mitglieder des Gremiums sollen die Vorstände in Unternehmen kontrollieren. Sie sind nicht in das operative Geschäft eingebunden, sondern beteiligen sich eher noch an strategischen Fragestellungen.
Bei der Deutschen Bank hat der Aufsichtsrat mehreren Vorständen nun auf die Finger geklopft. Konkret geht es um die teils großen Einschränkungen für mehrere tausend Kunden der Postbank seit Sommer letzten Jahres. Mitarbeiter der Servicehotline waren nicht erreichbar und einige Anfragen wurden nicht fristgerecht bearbeitet.
Am Ende trat sogar die Finanzaufsicht auf den Plan, da sich die Einschränkungen länger als erwartet hinzogen. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank nahm dann seine Kontrollfunktion wahr und beauftragte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY mit der Untersuchung des Sachverhalts. Insbesondere sollte ermittelt werden, welche Führungskräfte für das Debakel verantwortlich waren.
Laut Handelsblatt sei der Bericht nicht schmeichelhaft ausgefallen. Das hätte die Zeitung aus Finanzkreisen erfahren. Seit letztem Jahr hatte die Behebung der Probleme zum Beispiel in Form von mehr Personal einige Millionen gekostet.
Neben CEO Christian Sewing sollen auch andere Vorstände nun von Bonuskürzungen betroffen sein. Am stärksten habe es Karl von Rohr getroffen, so das Handelsblatt. Er ist ehemaliger Privatkundenvorstand, sein Vertrag wurde letzten Herbst nicht verlängert. Von Rohr, der auch stellvertretender Vorstandschef der Deutschen Bank ist, verlässt den Konzern kommenden Oktober.
Auch sein Nachfolger als Privatkundenchef, Claudio de Sanctics, muss nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung Einbußen bei der variablen Vergütung hinnehmen. Die Streiks der Gewerkschaften Verdi und DBV im Zuge der aktuellen Tarifverhandlungen bei der Postbank könnten die endgültige Behebung der Serviceeinschränkungen für Kunden weiter verzögern.
Es ist ein wichtiges Signal bei der Deutschen Bank, dass Managementfehlern nachgegangen wird und es auch Konsequenzen haben kann. Zumindest kurzfristig haben die Postbank-Probleme zu höheren Kosten geführt und der Reputation des Finanzinstitutes geschadet.
Vergangenen Freitag konnte die Aktie die Woche mit Kursen deutlich über zwölf Euro beenden. Nun gilt es sich weiter über der 50-Tage-Linie bei 12,14 Euro zu halten und die Jahreshochs bei 12,86 Euro ins Visier zu nehmen. Anleger halten die Papiere.