Aus Sicht der Aktionäre machte die Deutsche Bank in den letzten Quartalen meist negative Schlagzeilen, wenn es um die Tochter Postbank ging. Erst das Chaos bei der IT-Umstellung, dann die drohende Zahlung im Rechtsstreit mit den Altaktionären. Der Blick auf die Restrukturierung der Geschäftseinheit ging dabei oft verloren.
Die Deutsche Bank hatte jahrelang ein Kostenproblem, war zu ineffizient, gerade im Vergleich mit Konkurrenten. Offiziell ist die Sanierung seit rund anderthalb Jahren zwar abgeschlossen, aber gerade die Kosten bleiben ein Dauerthema, vor allem in der Privatkundensparte, zu der die Postbank gehört.
Bekannt ist, dass es im Filialnetz der Postbank in den kommenden Jahren harte Einschnitte geben soll. Bis Ende 2026 soll die Zahl der Niederlassungen von aktuell 550 auf dann 320 sinken. Alle Partnerfilialen bei externen Anbietern fallen weg. Um auch die Erträge zu sichern und nicht noch mehr Kunden zu verlieren, soll die Digitalisierung stark vorangetrieben werden.
Dominik Hennen, Deutschland-Chef für das Privatkundengeschäft, sagte auf der Handelsblatt-Tagung „Zukunft Retail Banking 2024“: „Wir haben einige Kunden verloren, und jeder Kunde, der uns verlassen hat, ist einer zu viel. Mit unserer neuen Strategie und der einheitlichen Plattform werden wir nun verstärkt darauf setzen, neue Kunden zu gewinnen.“ Dabei sollen die Kunden aber scheinbar nicht überfordert werden.
Denn anstatt eine komplett neue App aufzusetzen, plant die Bank mehrere Verbesserungen. Der Weg sei bewusst gewählt worden, um das Vertrauen der Kunden, aber auch der Mitarbeiter wieder zurückzugewinnen, so Hennen. Dazu sollen auch Digital-Trainer und Seminare für Kunden eingesetzt werden.
Ein Thema neben dem Kulturwandel und den technischen Veränderungen sind auch die Investitionen, die die Deutsche Bank nicht nur bei der Postbank stemmen will. In der Privatkundensparte soll insgesamt eine dreistellige Millionensumme investiert werden.
Die Aktie hat gestern mit einem Plus von 3,4 Prozent den Ausbruch aus der Flagge und über die 50-Tage-Linie bei 15,19 Euro bestätigt. Mutige können bereits jetzt zugreifen, alle anderen warten den Ausgang des zweiten Wahlgangs in Frankreich diesen Sonntag ab. Denn das könnte kommende Woche zu hoher Volatilität führen.