Gestern legte die Deutsche Bank ihre Zahlen für das abgelaufene Quartal vor und konnte dabei die Prognosen der Analysten übertreffen. Dennoch schloss die Aktie leicht im Minus. Zu Recht?
Am Ende verlor die Aktie 0,9 Prozent im Vergleich zum Vortag. Auf den ersten Blick erscheint es verwunderlich, dass der Kurs nicht im Plus schloss, denn mit einem Nettogewinn von 1,5 Milliarden Euro übertraf die Bank die Erwartungen von 1,22 Milliarden Euro deutlich. Der Gewinn lag zudem 42 Prozent über dem Vorjahreswert. Zwar war eine Rückstellung aus dem Postbank-Rechtsstreit in das Ergebnis eingeflossen, jedoch erklärte CEO Christian Sewing, dass es auch ohne diese Rückstellung das beste dritte Quartal in der Geschichte der Bank gewesen wäre.
Besonders erfreulich zeigte sich die Entwicklung der Vermögensverwaltungstochter DWS Group, deren Vorsteuergewinn auf 168 Millionen Euro anstieg, begleitet von Kapitalzuflüssen in Höhe von 18,3 Milliarden Euro. Auch die Investmentbank übertraf die Erwartungen mit einem Vorsteuergewinn von 2,3 Milliarden Euro, während Analysten mit 2,1 Milliarden gerechnet hatten.
Trotz dieser positiven Ergebnisse geriet die Aktie nach der Präsentation der Zahlen ins Straucheln und verlor zeitweise bis zu vier Prozent. Ein möglicher Grund dafür könnte die Erwartung der Anleger gewesen sein, dass detailliertere Informationen zu Aktienrückkäufen und einem neuen Programm zeitnah veröffentlicht würden. Zwar ist ein Rückkaufprogramm in Planung und bei der EZB beantragt, aber für dieses Jahr sind keine Rückkäufe mehr vorgesehen.
Ein weiterer belastender Faktor war die gestiegene Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle, die sich im Jahresvergleich nahezu verdoppelte und 494 Millionen Euro erreichte. Dies lag über den Analystenerwartungen von 441 Millionen Euro. Zudem hob der Vorstand die Prognose für das Gesamtjahr an: Statt der zuvor erwarteten Risikovorsorge von „leicht über 30 Basispunkten“ des Kreditvolumens, rechnet die Bank nun mit 38 Basispunkten.
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland ist der Anstieg der Risikovorsorge nachvollziehbar, obwohl die Bank keine Ausfälle in großem Umfang erwartet. Positiv zu werten ist, dass das Ausschüttungsziel von mindestens acht Milliarden Euro an die Aktionäre bestätigt wurde. Auch im Investmentbanking konnte die Deutsche Bank Marktanteile gewinnen, während die Kosten weiter gesenkt wurden.
Die Aktie bleibt attraktiv, da die Transformation unter CEO Sewing weiterhin gut voranschreitet, insbesondere in Bezug auf die geplanten Ausschüttungen, die weiteres Potenzial bieten.