Bei der Deutschen Bank beschäftigt Anleger derzeit vor allem die Frage nach dem Ausgang des laufenden Gerichtsverfahrens mit den Altaktionären der Postbank. Kurz vor einer möglichen Urteilsverkündung hat die Großbank den Klägern einen Vergleich vorgeschlagen.
Im zweiten Quartal sank der Nettogewinn der Deutschen Bank auf nur noch acht Millionen Euro vor Zinszahlungen für Nachranganleihen. Grund dafür war eine 1,3 Milliarden Euro schwere Rückstellung, die für ein laufendes Verfahren vor dem Oberlandesgericht Köln mit den Altaktionären der Postbank gebildet werden musste.
Der Rechtsstreit zieht sich mittlerweile schon seit Jahren hin. 2010 hatte die Deutsche Bank die Postbank übernommen und den Altaktionären über 25,00 Euro je Aktie angeboten. Im Nachhinein kamen jedoch einige Anleger zu der Ansicht, dass die Deutsche Bank schon viel früher ein erheblich höheres Pflichtangebot über 57,25 Euro hätte machen müssen. Denn de facto habe sie bereits früher die Kontrolle über die Postbank erlangt.
Die Deutsche Bank sei demnach bewusst unter der Schwelle von 30 Prozent bei der Postbank-Beteiligung geblieben, oberhalb der ein Pflichtangebot an die Aktionäre fällig geworden wäre. Das Oberlandesgericht in Köln verhandelt den Sachverhalt und könnte voraussichtlich nächsten Mittwoch eine Entscheidung fällen.
Nun hat der Anwalt, der die Deutsche Bank vertritt, der Gegenseite einen Vergleich vorgeschlagen. Das Finanzinstitut bietet den Klägern demnach 36,50 Euro je Aktie an. Darüber berichteten verschiedene Nachrichtenseiten. Anwalt Jan Bayer von der Kanzlei Bayer Krauss Huber, der einen Teil der Kläger vertritt, bezeichnete das Angebot jedoch umgehend als unzureichend. Die Deutsche Bank wollte sich nicht zum Stand der Gespräche mit den Klägergruppen äußern.
Ein Vergleich wäre für die Deutsche Bank sicherlich günstiger, als die Rückstellung von 1,3 Milliarden Euro komplett einsetzen zu müssen. Bisher sieht es jedoch nicht danach aus, als könnte die Bank mit einem blauen Auge davonkommen.
Im laufenden Verfahren könnte es bald zu einem Urteil kommen. Die Milliardenrückstellung ist der Grund, warum es im laufenden Halbjahr kein zweites Programm zum Rückkauf eigener Aktien mehr gab. Anleger haben mittlerweile jedoch wohl eingepreist, dass die Deutsche Bank vor Gericht unterliegt. Nach dem gestrigen Kaufsignal mit dem Überspringen der 200-Tage-Linie bei 13,27 Euro kann die Notierung heute weiter Boden gutmachen.
Die Aktie ist eine laufende Empfehlung, Anleger sollten den Stopp bei 12,00 Euro beachten.