Die stark angeschlagene Schweizer Großbank Credit Suisse hat sich bei der Notenbank Kredite von bis zu 50 Milliarden Franken (knapp 51 Milliarden Euro) gesichert. Zudem kündigte die Bank am frühen Donnerstagmorgen in Zürich den Rückkauf von bestimmten Euro- und Dollar-Anleihen im Volumen von drei Milliarden Franken an. Die Aktie der Bank war am Mittwoch bis zu 30 Prozent auf das Rekordtief von 1,55 Franken gefallen.
Bis zum Handelsende reduzierte sich gestern das Minus zwar auf 24 Prozent. Damit hatte sich aber die Talfahrt der vergangenen Wochen insgesamt weiter beschleunigt. Die Bank kämpft mit einer Reihe von Problemen. So hatten riskante Geschäfte im Investmentbanking zu einem hohen Verlust im vergangenen Jahr gesorgt. Zudem ziehen Kunden ihre Gelder ab und die Aufseher beanstandeten zuletzt sowohl das Risikomanagement als auch Teile der Finanzberichterstattung.
Mit den in der Nacht angekündigten Schritten würden „entschlossene Maßnahmen zur präventiven Stärkung“ der Liquidität ergriffen. Diese zusätzliche Liquidität würde das Kerngeschäft und die Kunden der Crédit Suisse unterstützen. Zuvor hatten die SNB und Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma mitgeteilt, dem Finanzinstitut bei Bedarf Liquidität zur Verfügung zu stellen. Es gebe aktuell zudem keine Hinweise auf eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute aufgrund der Probleme der US-Banken, hieß es weiter.
Bankchef Ulrich Körner sagte der Mitteilung zufolge: „Mit diesen Maßnahmen stärken wir die Crédit Suisse im Rahmen unseres strategischen Wandels, um für unsere Kunden und andere Anspruchsgruppen Mehrwert zu schaffen. Wir danken der SNB und der Finma für die Umsetzung unseres strategischen Wandels.“
Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte am Mittwochabend mit Blick auf die Unsicherheit im Bankensektor die Stabilität des deutschen Kreditwesens hervorgehoben. "Die Bundesregierung ist mit allen Beteiligten in einem ständigen und intensiven Austausch", sagte der FDP-Vorsitzende in der ARD-Sendung "Maischberger". "Wir haben mit der Bafin eine leistungsfähige Finanzaufsicht, und wir haben die Bundesbank, die ebenfalls eine stabilitätspolitische Tradition hat. Wir können deshalb sehr klar sagen: das deutsche Kreditwesen - private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche Institute - ist stabil. Und dafür sorgen wir auch weiter."
Crédit Suisse hatte bereits am Mittwoch versucht, die Bankkunden zu beruhigen. Es handle sich um eine "sehr gut kapitalisierte Bank", betonte der Chef der Crédit Suisse Schweiz, André Helfenstein, in einem Interview des Schweizer Senders "Blick TV". Der Kurseinbruch gehe darauf zurück, dass die Bankentitel wegen der Probleme von US-Regionalbanken unter Druck stünden.
Der Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hatte zuletzt Unsicherheit im Bankensektor ausgelöst. Bei der ohnehin angeschlagenen Crédit Suisse schlug dies am Mittwoch besonders deutlich nieder. Die Aktien der Bank sackten in Zürich zeitweise um über 30 Prozent auf ein Rekordtief von 1,56 Franken (1,59 Euro) ab und schlossen zum Handelsende mit einem Rückgang um über 24 Prozent.
Ebenfalls bereits am Mittwoch hatte der Chairman der saudischen National Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, in einem Interview des Fernsehsenders Bloomberg TV zusätzliche Unterstützung kategorisch ausgeschlossen. Die Bank ist Großaktionär der Crédit Suisse, die im vergangenen Jahr einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken und massive Abzüge von Kundenvermögen in Höhe von 123 Milliarden vermeldet hat.
Nach dem Crash gestern könnten die nun eingeleiteten Maßnahmen wieder etwas Ruhe bringen. Bei der Credit Suisse sind nicht Probleme mit zu wenig Kapital vorherrschend. Die vorsorglich zur Verfügung gestellte Liquidität der Notenbank könnte Abhilfe schaffen, um die größte Panik aus dem Markt zu nehmen. Vorbörslich notiert die Aktie fast 40 Prozent höher.
Es bleibt dabei, dass auch Schnäppchenjäger in der aktuellen Situation von den Aktien der Credit Suisse die Finger lassen sollten.
Mit Material von dpa-AFX.