Die Aktie der Commerzbank hat im letzten Vierteljahr 32 Prozent an Wert verloren und mit 4,72 Euro ein neues Allzeittief markiert. Nachdem CEO Martin Zielke im Frühjahr noch optimistisch war für die weitere Entwicklung seiner Bank, ist jetzt durchgesickert, dass das Filialnetz auf dem Prüfstand steht. Experten zweifeln, ob das reicht.
Im Interview mit dem Handelsblatt sagt der Geschäftsführer des Vermögensverwalter Assenagon Asset Management Michael Hünseler: „Die Anzahl der Filialen wird abnehmen müssen. Aber die Commerzbank sollte dabei nicht mit der Brechstange vorgehen. Sie hat in den vergangenen Jahren auch dank ihres Filialnetzes Marktanteile gewonnen.“ Laut Gerüchten soll die Schließung von knapp 100 der insgesamt 1.000 Niederlassungen geprüft werden. Nach einem Bericht des Manager Magazins könnten am Ende aber auch nur 600 bis 650 Standorte übrig bleiben.
Die sich eintrübende Konjunktur und eine weitere Lockerung der Geldpolitik der EZB lasten schwer auf der Commerzbank. Hünseler kann nicht erkennen, warum der Gewinn und der Aktienkurs in naher Zukunft steigen sollten. Die Hoffnung, dass sich die Lage in absehbarer Zeit verbessere, sei angesichts der Zinsentwicklung 2019 gestorben.
Für die Commerzbank wird die Luft dünner. Auch wenn nicht klar ist, wie viel Kosteneinsparungen Filialschließungen bringen würden, ist absehbar, dass es weitere Maßnahmen geben muss. Denkbar ist beispielsweise die Abkehr vom kostenlosen Girokonto oder Strafzinsen für höhere Einlagen. Den Sparern wird das nicht leicht zu verkaufen sein.
Die Aktie notiert nur knapp über Allzeittief und immer noch unter der psychologisch wichtigen Marke von fünf Euro. Aufgrund der hohen Risiken sollten Anleger die Aktie meiden.