Im gestrigen Intraday-Handel fielen die Papiere der Commerzbank auf ein neues Rekordtief. Am Ende ging die Aktie mit 5,04 Euro aus dem Handel. Doch das ist heute bereits Makulatur, denn der Kursrutsch geht am Dienstag weiter. Am Vormittag ist die Aktie unter die Marke von fünf Euro abgetaucht. Doch warum bricht die Commerzbank-Aktie ausgerechnet jetzt so stark ein?
Die Commerzbank gilt als eine der zinssensitivsten Banken in der Eurozone. Sie verfügt über viele Einlagen und ist stark im Kreditgeschäft engagiert. Höhere Zinsen würden der Bank sehr helfen. Doch die sind in weite Ferne gerückt. Im Gegenteil: EZB-Chef Mario Draghi hat für September eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt. Die Zinsen könnten dann von -0,4 auf -0,5 sinken. Alleine im ersten Jahr könnten auf die Commerzbank so zusätzliche Belastungen von 50 Millionen Euro zukommen, so Finanz-Chef Stephan Engels.
Das wirkt sich natürlich negativ auf den Gewinn aus, der bereits im ersten Halbjahr um eine Viertel auf 391 Millionen Euro eingebrochen ist. Einige Analysten haben nach den Zahlen ihre Schätzungen reduziert. Die Experten der Bank of America haben das Kursziel auf 4,90 Euro gesenkt und die Empfehlung von „Halten“ auf „Verkaufen“ geändert. Sie schreiben: „Das Umfeld wird immer schwieriger, und es sieht nicht so aus, als gäbe es schnelle und einfache Lösungen.“
Problematisch wird es für die Commerzbank auch an der Konjunkturfront. Die kühlt sich ab und führt in der Folge zu mehr Firmenpleiten und Kreditausfällen. Im ersten Halbjahr 2019 ist die Risikovorsorge bereits um 60 Prozent auf 256 Millionen Euro gestiegen.
Getrieben haben den Kurs in den letzten Jahren vor allem Fusionsfantasien. Doch nach dem Aus für den Zusammenschluss mit der Deutschen Bank haben inzwischen auch die Interessenten ING und Unicredit abgewunken. Die Analysten von JP Morgan meinen, dass die geringen Fortschritte bei der europäischen Bankenunion kurzfristig grenzüberschreitende Fusionen schwierig machen würden.
Die Probleme für die Commerzbank nehmen mit der Konjunkturabkühlung noch zu. Die meisten Analysten sehen schwarz für die Zukunft. Statt einer "Nachschärfung" der Strategie im September, muss Commerzbank-CEO Martin Zielke den Befreiungsschlag schaffen, um die Bank wieder in ruhigere Gewässer zu lotsen.
Anleger greifen nicht in das fallende Messer und meiden die Aktie.