Noch im letzten September hieß es von Bundesfinanzminister Christian Lindner, dass kein schneller Verkauf des Commerzbank-Staatsanteils geplant sei. Doch im November kam das Urteil des Bundesverfassungsgerichts und die Regierung muss nun sparen. Neben Beteiligungen an der Deutschen Telekom und der Deutschen Post könnte auch das Commerzbank-Aktienpaket zur Disposition stehen.
Mitte November erklärte das Bundesverfassungsgericht den Nachtragshaushalt für 2021 für verfassungswidrig. Damit fehlen der Ampel-Koalition auf einen Schlag 60 Milliarden Euro, die in den kommenden Jahren vor allem für die grüne Transformation vorgesehen waren. Der Haushalt für 2024 steht zudem immer noch nicht, die Regierung sucht nun im Budget nach Milliarden.
Um Investitionen bei der Deutschen Bahn trotzdem stemmen zu können, will die Regierung Bundesbeteiligungen bei der Deutschen Telekom und der Deutschen Post verkaufen. Bei Letzterer hält der Bund derzeit 20,5 Prozent der Anteile, bei der Telekom sind es 30,5 Prozent. An der Commerzbank ist der Staat mit 15,6 Prozent beteiligt.
Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung schaut man sich in Berlin die Beteiligung nun ebenfalls genauer an. Es soll eine Investmentbank beauftragt worden sein, um „Optionen zu prüfen“. Grundsätzlich gehe es laut Insidern um eine Neubewertung der Beteiligung und etwa die Frage, welche Dividendenhöhe mittelfristig zu erwarten sei. Ein Verkauf werde auch geprüft, indes nicht kurzfristig. Die Commerzbank äußerte sich dazu nicht.
Der Bund würde bei einem Verkauf zu aktuellen Kursen einen kräftigen Verlust hinnehmen. Denn die Aktie müsste noch auf rund 26 Euro steigen, damit der Staat ohne Einbußen seine Anteile verkaufen kann. Commerzbank-CEO Manfred Knof will auf dieses Szenario scheinbar vorbereitet sein. Denn nach Berichten der Nachrichtenagentur Bloomberg soll er sich zuletzt mit Staatsfonds in Asien und dem Nahen Osten getroffen haben. Mit einem Einstieg eines neuen Ankeraktionärs könnte sich das Geldhaus nicht nur gegen feindliche Übernahmen besser wappnen, sondern hätte möglicherweise auch bei einem Ausstieg des Bundes mehr Optionen.
Bisher handelt es sich nur um Spekulationen, dass die Staatsbeteiligung der Commerzbank verkauft werden könnte. Auf den Kurs hatte das in den handelsarmen Tagen zwischen den Jahren keine großen Auswirkungen. Vielmehr kann der Kurs zum Jahresstart kräftig zulegen und sich von der GD50 bei 10,75 Euro nach oben absetzen.
Die Aussichten für das neue Jahr sind bei der unterbewerteten Aktie der Commerzbank weiterhin positiv. Die Dividendenrendite dürfte laut Prognosen auf 3,7 Prozent steigen. Mutige greifen zu.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG