Die Commerzbank-Aktie konnte gestern Boden gut machen und ging höher aus dem Handel. Der Kurs läuft seit September in einem beschleunigten Trend, ausgelöst durch die neue Strategie bis zum Jahr 2027, deren Eckpunkte damals schon bekannt waren. Doch wie realistisch sind die Ziele?
Die vorab veröffentlichten Sollwerte für die neue Strategie 2027 sorgten bereits in den Wochen vor dem 8. November – damals wurden die Zahlen zum dritten Quartal veröffentlicht – für Diskussionsstoff. Denn unter Experten galten selbst die Eckwerte der Strategie als ambitioniert, mehr noch die Details, die dann mit den Quartalszahlen präsentiert wurden.
Doch offenbar glauben die Analysten in Summe daran, dass der Vorstand bis 2027 liefern kann. Das zeigt zumindest die jüngste Befragung der Commerzbank selbst unter den Experten von Ende letzter Woche. Gleich beim wichtigsten Ziel, einem Nettogewinn von 3,4 Milliarden Euro 2027 ist der Konsens fast auf Linie mit dem Vorstand (3,2 Milliarden Euro).
Die Kosten von 6,8 Millionen Euro erwarten die Experten 100 Millionen Euro höher, die wichtigen Nettozinserträge könnten mit 8,5 Milliarden Euro ebenfalls 100 Millionen Euro höher ausfallen als anvisiert. Nicht ganz kommt der prognostizierte Wert beim Provisionsüberschuss von 3,8 Milliarden Euro an die runde Marke von vier Milliarden Euro heran, die der Vorstand ausgegeben hat.
Gerade in diesem Bereich will die Commerzbank in den kommenden Jahren das Geschäft deutlich erweitern und sowohl Privatkunden, als auch Unternehmen neue Produkte anbieten. Spannend ist zudem das Thema Kreditausfälle: Die Risikovorsorge sehen die Analysten in den kommenden Jahren zwischen 750 und 800 Millionen Euro pendeln und damit leicht über als den Commerzbank-Zielen.
Einiges mehr an Luft wird hingegen bei der harten Kernkapitalquote erwartet: Zuletzt lag diese bei 14,6 Prozent und soll laut Ziel 2027 13,5 Prozent erreichen. Im Mittel prognostizieren die befragten Experten jedoch sogar 14,2 Prozent. Damit würde auch mehr Spielraum für weitere Ausschüttungen bleiben. Vielleicht kann dann auch die Eigenkapitalrendite von mehr als elf Prozent erreicht werden, die man bis 2027 anpeilt. Der Konsens sieht hier immerhin 10,3 Prozent.
In den kommenden Jahren dürften die Ausschüttungen der Commerzbank stark ansteigen. Nach 0,20 Euro Dividende je Aktie für 2022 rechnen die Analysten 2027 mit 1,28 Euro. Durch Aktienrückkäufe soll sich dann die Anzahl der umlaufenden Papiere um 30 Prozent reduziert haben. Das erhöht die Gewinne je Aktie und treibt tendenziell die Kurse.
Die mittelfristigen Perspektiven bleiben attraktiv, kurzfristig sollte demnächst der horizontale Widerstand bei 11,30 Euro fallen. Spekulativ-orientierte Anleger greifen zu.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.