Das Sentiment für die Papiere der Commerzbank hat sich zuletzt deutlich aufgehellt. Großen Anteil daran hatten die überraschend guten Q1-Zahlen. Auch wenn die Aktie etwas schwächer in die Woche startet, bleibt das Potenzial hoch. Denn in der Bilanz des Finanzinstitutes liegt ein Milliardenschatz, den fast niemand auf dem Schirm hat.
Seit fünf Monaten ist Manfred Knof nun Vorstandschef der Bank, bisher hat er geliefert. Der bereits letztes Jahr in Grundzügen aufgestellte Kostenplan wird sukzessive abgearbeitet, eine Einigung mit den Gewerkschaften über einen Sozialplan steht. Den Kurs der Aktie haben die positiven News in den vergangenen Tagen stark angeschoben, heute schwächelt die Notierung etwas.
Übernahme könnte wieder Thema werden
Da Knof bisher die gesteckten Ziele erreichte, ist die Option einer Übernahme der kriselnden Commerzbank in der Öffentlichkeit in den Hintergrund gerückt. Allerdings hat er erst vor wenigen Monaten das Ruder übernommen, trotz erster Erfolg bleiben Risiken in der mittleren Frist. Scheitert er in den kommenden drei Jahren, oder verschlechtert sich die Situation allgemein in der Branche, stünde eine Fusion mit einem größeren Konkurrenten wieder auf der Agenda.
Diese Thematik führte in der Vergangenheit häufig zu Übernamefantasien und daher steigenden Kurse. Bei der Commerzbank ist nicht nur die nach wie vor die starke Position im deutschen Mittelstandsgeschäft für Interessenten ein Pluspunkt. In Europa ist der Konzern bei einem Thema führend, das oft unter den Tisch fällt. Die Rede ist vom umgekehrten Goodwill, dem sogenannten Badwill.
Großer Abschlag beim Eigenkapital
Die Aktie der Commerzbank notiert seit Jahren deutlich unter Buchwert und damit mit einem Abschlag zum bilanziellen Eigenkapital. Aktuell beträgt das Kurs-Buchwert-Verhältnis nur 0,3, und damit weniger als die Hälfte des Durchschnitts der Peers in der Eurozone von 0,7. Was häufig ein Nachteil für die Commerzbank war, könnte sich bei einer Übernahme ins Gegenteil verdrehen.
Übernahmen lohnen sich
Denn die EZB bewertet Abschläge zum Eigenkapital bei Fusionen nun anders. Demnach kann die Differenz zum bilanziellen Kapital positiv angesetzt werden. Die Kapitalausstattung oder die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite kann bei dem fusionierten Konzern somit höher ausfallen, was Fusionen attraktvier macht. Mit einem Abschlag von Abschlag von mehr als 65 Prozent führt die Bank in Europa die Liste beim Abschlag zum Buchwert an.
Aktuell stehen Übernahmepläne bei der Commerzbank nicht im Fokus. Allerdings kann das Thema schnell wieder aufkommen, wenn es bei der Sanierung stockt. Für Aktionäre wären derartige Meldungen positiv, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Potenzielle Interessenten gibt es einige. Wenn es mehr Klarheit gibt, wie es nach der Pandemie in der Branche weitergeht, dürfte eine Fusionswelle losgehen.
Anleger können den Rücksetzer nutzen und zugreifen bei den Papieren. Die Aktie sollte im laufenden Jahr ihre Chancen ausspielen können.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
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