Die Rückerstattung zu hoher Kontogebühren für deutsche Banken wird teuer. Experten rechnen für die Gesamtbranche mit einer Milliardenbelastung. Geld an ihre Kunden muss auch die Commerzbank zurückgeben. Gestern wurde bekannt, dass dafür Rückstellungen getroffen werden. Normalerweise hätte das den Konzern mitten im Umbau empfindlich getroffen. Im laufenden Quartal hat das Finanzinstitut aber noch einen Trumpf.
Die Commerzbank stellt sich auf Belastungen infolge des BGH-Urteils zu Bankgebühren ein. Das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) werde zu einer Rückstellung „im mittleren zweistelligen Millionenbereich“ führen, die im zweiten Quartal 2021 gebucht werde, sagte die Finanzchefin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Frankfurter MDAX-Konzerns, Bettina Orlopp, am Donnerstag bei einer Konferenz. Der Vorstand halte gleichwohl an der Prognose fest, im Gesamtjahr die Erträge - also die gesamten Einnahmen - im Vergleich zum Vorjahr zu steigern, sagte die Managerin.
BGH-Urteil mischt Banken auf
Das Gebührenurteil des BGH hat die Branche in Aufregung versetzt. Die Karlsruher Richter hatten Ende April in einem Verfahren um die Deutsche-Bank-Tochter Postbank entschieden, dass Banken bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Die Klausel, wonach Geldhäuser von einer stillschweigenden Zustimmung ausgehen können, wenn Kunden einer Änderung nicht binnen zwei Monaten widersprechen, benachteilige Kunden unangemessen, urteilte der BGH. Viele Bankkunden können nun einen Teil zu viel gezahlter Gebühren zurückfordern, nach Einschätzung der Stiftung Warentest rückwirkend bis zum 1. Januar 2018.
IPO-Buchgewinn gleicht mehr als aus
Mitten einem blauen Auge kommt die Commerzbank wohl aber deshalb davon, weil der Konzern dank seiner Beteiligung am US-Start-up Marqeta im zweiten Quartal „einen schönen Bewertungsgewinn“ einfahren wird, wie Orlopp sagte. Dieser werde aller Voraussicht nach höher ausfallen als die Belastungen durch das BGH-Urteil. Das berichtet das Handelsblatt. Die Wagniskapital-Tochter Commerz Ventures hatte sich in der Vergangenheit an mehreren Finanzierungsrunden des amerikanischen Zahlungsdienstleisters beteiligt und ist noch mit einem sehr geringen Prozentsatz bei dem Unternehmen engagiert. Nach dem kürzlich erfolgten Börsengang von Marqeta hat dieser Anteil deutlich an Wert gewonnen. Insgesamt wird das Unternehmen aktuell mit gut 16 Milliarden Dollar bewertet.
Die Commerzbank-Aktie kommt weiter nicht richtig vom Fleck, für neue Impulse müsste die Kurslücke von 6,20 bis 6,43 Euro vom Frühjahr 2020 geschlossen werden. Dann wäre der Weg bis zum Abwärtstrend um 6,70 Euro frei. Zum Ende der Woche bleiben Investierte weiter an Bord und setzen einen Stopp bei 4,80 Euro.
Mit Material von dpa-AFX.
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