Die Aktien der Commerzbank verloren gestern mehr als vier Prozent und trugen damit die rote Laterne im DAX. Hintergrund sind neue Probleme bei der polnischen Tochter mBank. DER AKTIONÄR ordnet ein.
Polnische Banken haben vor dem obersten Gericht der Europäischen Union eine weitere Niederlage im Streit um missbräuchliche Bedingungen bei Fremdwährungskrediten erlitten. Die Richter entschieden, dass Kreditnehmer zu Unrecht gezahltes Geld leichter zurückzubekommen müssen, und dass sie nicht mit zusätzlichen Zinsen oder Gebühren belasten werden dürfen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Die Banken in Polen boten seit der Jahrtausendwende Franken-Kredite zu einem wesentlich günstigeren Zinssatz als Darlehen in der heimischen Währung Zloty an. Das böse Erwachen für die Immobilienbesitzer kam später: Infolge der Wirtschaftskrise 2008 stieg der Frankenkurs. Eine weitere Aufwertung im Vergleich zum Zloty erfuhr die Schweizer Währung 2015 nach der Abkoppelung vom Euro. Für die polnischen Kreditnehmer stiegen die monatlichen Ratenzahlungen damit drastisch an.
Für ihre Tochter musste die Commerzbank bereits millionenschwere Belastungen stemmen. Die zusätzliche Vorsorge basiert früheren Angaben zufolge auf einer Anpassung des Modells zur Bemessung der Vorsorge für Rechtsrisiken infolge eines EuGH-Urteils von Mitte Juni zu den Fremdwährungskrediten eines mBank-Wettbewerbers. Insgesamt beläuft sich die Vorsorge der mBank für die Rechtsrisiken aus den Schweizer-Franken-Krediten auf umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro.
Die Lobbygruppe der polnischen Bankenvereinigung erklärte jedoch, dass Vergleiche immer noch der beste Weg seien, um Rechtsstreitigkeiten in Polen zu lösen. Zudem hat die mBank mittlerweile für 86 Prozent des Franken-Kredit-Portfolios Rückstellungen gebildet. Wie groß mögliche neue Belastungen ausfallen, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.
Die mBank belastet weiter die Mutter Commerzbank und könnte noch längere Zeit ausfallen, wenn es um einen Gewinnbeitrag geht. Die Commerzbank-Papiere befinden sich trotz des gestrigen Rücksetzers immer noch im Trendkanal und über dem Aufwärtstrend bei aktuell 10,80 Euro.
Investierte Anleger bleiben daher an Bord und beachten den Stopp bei 8,50 Euro.
Mit Material von dpa-AFX.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG