Die Morgen stattfindende Sitzung der Europäischen Zentralbank wirft ihre Schatten voraus. Schon länger geht der Markt davon aus, dass die Notenbanker auf dieser Sitzung die Zinswende einleiten werden. Eigentlich Zeit genug, das an der Börse auch einzupreisen. Doch einige Anleger reagieren scheinbar erst jetzt und verkaufen Bankaktien.
Gestern ging es für die Aktien der Commerzbank nach unten. Am Ende gingen die Papiere 2,83 Prozent tiefer aus dem Handel. Auch andere Finanztitel aus Europa mussten Einbußen hinnehmen. Doch bei der Commerzbank waren sie stärker ausgeprägt. Denn rund 70 Prozent der Erträge stammen aus dem Brot-und-Buttergeschäft mit Krediten. Das ist mehr als bei vielen Konkurrenten. Drehen sich die hohen Gewinne der letzten Quartale bei der Commerzbank nun ins Gegenteil um?
Zumindest wollten sich gestern wohl noch einige Aktionäre von ihren Papieren trennen. Im heutigen Vormittagshandel notiert die Aktie erneut tiefer, aber es handelt sich um moderate Kursabschläge. Der mittelfristige Aufwärtstrend bei 15,20 Euro ist damit aber gerissen, die nächste Auffanglinie kommt nun bei 14,22 Euro als horizontale Unterstützung in Sicht. Bei 13,94 Euro verläuft zudem die 50-Tage-Linie.
Dass die Commerzbank stark unter sinkenden Zinsen leidet, ist allerdings nichts ausgemacht. Denn wie weit die EZB die Zinsen senkt, spielt eine große Rolle. Normalerweise agiert die Notenbank immer im Gespann mit der Fed. Doch in den USA rechnet der Markt frühestens im September mit einer Zinssenkung. Und die meisten Experten erwarten ohnehin nur noch zwei Zinsschritte in diesem Jahr.
Dreht die EZB zu stark an der Zinsschraube und wird der Unterschied des Zinsniveaus zum Dollarraum zu groß, dann droht eine Abwertung des Euro und eine importierte Inflation. Da das natürlich die Notenbanker auch wissen, ist eher mit einer moderaten Zinswende zu rechnen. Geldhäuser wie die Commerzbank sollten also noch länger von niedrigen Zinsen profitieren können.
Der Vorstand der Commerzbank hatte zudem mit den Zahlen zum ersten Quartal im Mai die Prognose für die Nettozinserträge 2024 erhöht. Und das trotz bevorstehender Zinssenkungen. Statt 7,9 Milliarden Euro rechnen die Banker nun mit 8,1 Milliarden Euro.
Investierte Anleger beachten den Stopp bei 12,00 Euro. Da sich das Chartbild kurzfristig eingetrübt hat, ist ein Neueinstieg nicht angezeigt. Die Aussagen der EZB im Zuge der morgigen Sitzung könnten auch mehr Klarheit über den weiteren Zinspfad geben und die Situation entspannen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank