Der DAX legt heute verhalten zu, aber die Commerzbank-Aktie gibt richtig Gas. Nicht nur wegen der laufenden Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden werden die kommenden Wochen spannend: Im Oktober dürfte die Zahl der Insolvenzen nach oben schnell. Wie gefährdet ist dabei die Commerzbank? Ist der heutige Kursanstieg übertrieben?
Wer dieser Tage auf die Insolvenzanmeldungen in Deutschland blickt, dürfte sich verwundert die Augen reiben. Trotz der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie gehen die Zahlen deutlich zurück. Sie sind im Juni laut vorläufigen Berechnungen um 30 Prozent gesunken. Der Hintergrund ist aber eine gesetzliche Regelung: Derzeit ist wegen der Pandemie die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt, überschuldete oder zahlungsunfähige Unternehmen können unbehelligt weiterarbeiten.
Insolvenzwelle droht
Ab Oktober wird aber zumindest die Zahlungsunfähigkeit kein Grund mehr sein einen Antrag zurückzuhalten. Nur die Firmen, die wegen den Folgen der Pandemie überschuldet sind, können den Gang zum Amt weiter vermeiden. Laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform werden bisher 90 Prozent der Insolvenzverfahren in Deutschland aber wegen Zahlungsunfähigkeit eröffnet, so die WELT.
Creditreform rechnet daher ab Oktober mit einer Pleitewelle. „Im vierten Quartal wird sich der bisherige Trend drehen. Ab dann ist von einem deutlichen Anstieg der Insolvenzfälle auszugehen“, prognostiziert Hauptgeschäftsführer Volker Ulbricht, der vor allem kleinere und mittelgroße Unternehmen betroffen sieht – und diese Entwicklung ausdrücklich für positiv und sogar notwendig hält.
Notleidende Kredite auf Rekordteif
Bisher kommt die Commerzbank gut durch die Pandemie, zumindest was die Ausfälle angeht. Der Anteil notleidender Kredite liegt mit 0,8 Prozent historisch tief, auch im internationalen Vergleich. Die Coverage-Ratio, das ist der Anteil des Kreditportfolios, der durch Rückstellungen abgedeckt ist, wurde auf 0,65 Prozent hochgefahren. Das ist so viel wie seit Jahren nicht mehr.
Wenn die Pflicht zur Insolvenzanmeldung bei Zahlungsunfähigkeit im Oktober wieder gilt, dürften zuerst Unternehmen aus der Reisebranche und Hotellerie betroffen sein und somit die Finanzinstitute, die dort Kredite vergeben haben. Laut dem letzten Quartalsbericht ist das Exposure der Commerzbank in der Reisebranche mit 0,9 Prozent des gesamten Kreditbuchs sehr begrenzt.
Die Commerzbank hat in den letzten Jahren deutlich Risiko aus ihrem Kreditbuch genommen. Schiffsfinanzierungen und andere Altlasten wurden abgebaut. Die Krise in der Kreuzfahrbranche zeigt, dass das goldrichtig war. Anleger reißen sich heute um die Aktie und schieben den Wert über die Marke von fünf Euro. Hintergrund ist auch eine geplante Bankenfusion in Spanien. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Wer investiert ist, sichert seine Gewinne mit einem Stopp bei vier Euro ab. Spekulativ orientiere Anleger können auf ein anhaltendes Momentum setzen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG:
Aktien von Commerzbank befinden sich im AKTIONÄR-Depot