Vom Abverkauf bei Banken und Versicherern nach dem Desaster rund um die Credit Suisse hat sich der Kurs der Allianz-Aktie inzwischen deutlich erholt. Wie der deutsche Leitindex insgesamt, tendiert auch der Kurs der DAX-Aktie sogar zu einem neuen Hoch. Unterdessen gibt es aber wenig erbauliche Nachrichten aus dem operativen Bereich.
Bereits im März war bekannt geworden, dass die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) im Rahmen einer Routineprüfung bei der Allianz diverse Mängel im IT-Bereich kritistiert hatte. Unter anderem sollen Prozesse nicht aufeinander abgestimmt gewesen sein und sich dementsprechend teils gedoppelt haben. Die Allianz hatte darauf hingewiesen, dass es nicht um den Konzern, sondern die Dachgesellschaft Allianz SE gehe. Für Anleger ist das aber erst recht relevant, weil es sich dabei um den börsennotierten Teil handelt.
Das Handelsblatt berichtet heute zudem über Ärger zwischen dem Betriebsrat der Allianz Re und der Konzernführung. So werde derzeit gegen Allianz-Chef Oliver Bäte (Foto oben) „wegen Nichtermöglichung einer Betriebsversammlung“ geklagt.
Bemerkenswert: Die aktuelle Kritik ist kein Einzelfall: Bereits vergangenes Jahr im August wurde bekannt, dass die BaFin unter anderem nach der Affäre um Structured-Alpha-Fonds bei der Allianz bessere interne Kontrollen gefordert hatte.
Die IT-Strategie der Allianz war zudem vergangenes Jahr von Bäte persönlich kritisiert worden.
Die Einzelfälle für sich wären kein Drama. Sie gehören vielmehr bei einem so großen Konzern fast zum Tagesgeschäft. Die Häufung wirft allerdings Fragen auf – zumal Bäte selbst das Problem mit den IT-Strukturen erkannt, aber (noch) nicht in den Griff bekommen hat. Zum ebenfalls im DAX notierten Versicherungskonzern Munich Re gab es in den vergangenen Quartalen jedenfalls keine vergleichbaren Geschichten. Langfristanleger müssen nun nicht nervös werden, auf dem aktuellen Niveau bleibt aber schon aus charttechnischer Sicht fraglich, ob kurzfristig noch nennenswerte Kursgewinne drin sind oder der Ausbruch einmal mehr verschoben wird (siehe weiterführende Beiträge).
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz.