Der Euro hat sich in den vergangenen Monaten spürbar gegenüber dem US-Dollar abgeschwächt. Eine Reihe wirtschaftlicher und geopolitischer Entwicklungen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Euro in Richtung der Parität fällt
Die jüngsten Kursverluste des Euros sind einmal mehr auf die wirtschaftliche Schwäche in der Eurozone, insbesondere in Deutschland zurückzuführen. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone dürfte 2024 nur bei 0,8 Prozent liegen, während die USA mit 2,3 Prozent deutlich besser abschneiden dürften. Im kommenden Jahr dürfte sich das Wachstum in Europa nach Analystenmeinungen zwar auf 1,2 Prozent beschleunigen, die USA wachsen aber mit 2,2 Prozent noch immer deutlich stärker. Dies führt dazu, dass Kapitalströme stärker in den USA fließen, was wiederum die Nachfrage nach den Dollar stärkt und damit den Euro belastet.
Verstärkt wird die Dollar-Nachfrage durch die Zinsdifferenz zugunsten des der amerikanischen Währung. Die Federal Reserve (Fed) verfolgt seit Monaten eine moderate Zinspolitik, um das Wachstum in den USA zu stützen. Dagegen wird EZB weiterhin vorsichtig die Zinsen lockern. Höhere Zinsen machen den Dollar für Anleger wiederum attraktiver, da sie mit Investitionen in Dollar-Anlagen (z. B. Staatsanleihen) höhere Renditen erzielen können. Dies führt dazu, dass Kapital aus der Eurozone abgezogen und in den USA angelegt wird. Dies wirkt sich ebenfalls belastend für den Euro aus.
Technisch angezählt
Auch technische Faktoren sprechen für eine mögliche Fortsetzung des Abwärtstrends des Euro. Die Marke von 1,05 Dollar wurde in den vergangenen Wochen mehrfach getestet, ohne dass bisher eine nachhaltige Erholung erfolgte. Die Indikatoren sprechen zudem für weiter fallende Kurse, da sie einen starken anhaltenden Abwärtstrend signalisieren. Zudem wurde ein Golden Cross ausgebildet, dass als Verkaufssignal gewertet werden kann.
Analysten betonen, dass die Parität von 1,00 Dollar nicht nur symbolisch, sondern auch technisch in greifbarer Nähe ist. Unterstützungslinien liegen dann erst wieder im Bereich um 1,00 Dollar, die nächste gar erst bei 0,97 Dollar.
Fazit: Gigantischer Hebel bringt 180 Prozent Chance
Zusammenfassend ergibt sich ein klares Bild: Die Kombination aus wirtschaftlicher Schwäche in der Eurozone, einer robusten US-Wirtschaft und der Zinsdifferenz zugunsten des US-Dollar übt weiter Druck auf den Euro aus. Ohne signifikante Gegenmaßnahmen oder überraschend positive Wirtschaftsdaten aus der Eurozone erscheint die Parität von 1,00 Dollar ein realistisches Ziel.
Eine Spekulation auf den Euro/Dollar-Wechselkurs ist allerdings hochriskant, da hier enorme Hebelwirkungen existieren: Preisveränderungen von einem Cent wirken sich mit rund 25 bis 30 Prozent auf den Optionsscheinpreis aus. Daher sollte man Vorsicht walten lassen. Der Euro/Dollar-Put von JP Morgan (WKN: JB6QTX, akt. Kurs: 1,64 Euro) besitzt ein Omega von 28. Fällt der Euro zurück bis zur Parität im Lauf des Dezembers, sind rund 180 Prozent auf dann 4,60 Euro möglich.