Mit der türkischen Lira ist das so eine Sache: 42,5 Prozent beträgt der Leitzins in der Türkei inzwischen. Unterdessen gab es im Dezember allerdings eine Inflation, die bei 65 Prozent lag. Und ein Ende der Preisspirale ist noch nicht so recht absehbar.
Die aktuelle Inflationsrate ist jedenfalls der höchste Stand seit mehreren Quartalen. Zudem hatte die türkische Politik zum Jahreswechsel eine Anhebung des Mindestlohns für 2024 angekündigt – um knapp 50 Prozent gegenüber Sommer 2023 auf 520 Euro. Millionen Türken bekommen somit mehr Geld, was potenziell die Inflation weiter nach oben treibt. Die Notenbank prognostiziert in den kommenden Monaten einen 75-prozentigen Anstieg.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte die krasse Inflationsentwicklung befeuert, indem er die hohe Inflation mit niedrigen Zinsen bekämpfen wollte. Das stand und steht völlig im Widerspruch zur ökonomischen Lehrmeinung. Die Führung der Notenbank wechselte in den vergangenen Jahren mehrfach. Inzwischen wurden die Zinsen zwar angehoben. Allerdings kann es mehrere Quartale dauern, bis die Wirkung sichtbar wird.
Der Abwärtstrend der türkischen Lira ist bislang völlig intakt. Der US-Dollar hat allein in den vergangenen drei Monaten gegenüber der Lira acht Prozent zugelegt. Auf Sicht von einem Jahr beträgt das Plus rund 60 Prozent. 300 Prozent in drei Jahren. Mehr als 440 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Der Euro hat in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber der Lira mehr als 60 Prozent zugelegt. Knapp zwölf Prozent allein in den vergangenen drei Monaten.
Aktuelle Notenbankchefin in der Türkei ist Hafize Gaye Erkan, einstige Mitarbeiterin bei Goldman Sachs und zuletzt bei der US-Pleitebank First Republic in leitender Funktion tätig.
Die aktuelle Entwicklung deutete sich nicht zuletzt im Sommer 2023 bereits an. Damals hatte DER AKTIONÄR das im Prinzip bis heute gültige Fazit gezogen: „DER AKTIONÄR hatte bereits direkt nach der Wiederwahl Ende Mai geschrieben: ,Die Lira bleibt demnach gegenüber Dollar und Euro klar im Abwärtstrend – was zumindest Devisen-Trader freuen dürfte.‘ Offenbar misstrauen Marktteilnehmer nun dem Kurswechsel – oder die Zinsanhebung geht zumindest nicht weit genug, liegt sie doch immer noch deutlich unter der Inflation.“ Mittelfristig könnte sich die Lage aber beruhigen.