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Zalando übernimmt About You: Während die Aktie des Übernahmeziels am Mittwoch um 66 Prozent in die Höhe sprangen, schreien die Zalando-Anleger zunächst weniger vor Glück. Lohnt sich der Deal langfristig für Zalando? DER AKTIONÄR macht den Check.
Zalando dürfte seine Präsenz im 450-Milliarden-Euro schweren europäischen Mode- und Lifestyle-Markt mit dem Deal deutlich ausbauen. About You verfügt über 12,4 Millionen aktive Kunden und 700.000 Artikeln von rund 4.000 Marken. 2023 setzte der Konzern rund 1,9 Milliarden Euro um. Zalando erlöste im gleichen Zeitraum 10,1 Milliarden Euro und hat bereits 50 Millionen aktive Kunden. Zudem soll die About-You-Abteilung Scayle, die anderen Marken und Einzelhändlern hilft, ihr digitales Geschäft aufzubauen, in Zalandos E-Commerce-Betriebssystem Zeos integriert werden.
Die Zwei-Marken-Strategie ist zugleich ein Angriff gegen die Fast-Fashion-Konkurrenz aus China mit den Playern Temu oder Shein. Zalando erklärte, sich durch qualitativ höherpreisige Artikel von der Billigschiene abheben zu wollen, wohingegen About You sich die „just-in-time“-Produktion der Konkurrenz abschauen will. Die Produktion wird erst nach Bestellvorgang des Kunden gestartet und die Mode direkt vom Händler geliefert. Das China-Geschäftsmodell soll im kommenden Jahr eingeführt werden, der Schwerpunkt bleibt aber auf einer Produktion in Europa.
Starke Prognose
Bis 2028 plant das fusionierte Unternehmen, den Umsatz und das Bruttowarenvolumen jährlich um durchschnittlich fünf bis zehn Prozent zu steigern. Die bereinigte operative Gewinnmarge (EBIT-Marge) soll sich bis 2028 auf einen Bereich von sechs bis acht Prozent stabilisieren. Langfristig strebt der Konzern eine bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern (bereinigte EBIT-Marge) von 10 bis 13 Prozent an – ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu den 3,2 Prozent, die Zalando im ersten Halbjahr erreichte. Die EBIT-Marge von About You lag im gleichen Zeitraum bei minus 3,5 Prozent.
Zalando verfügt über eine Cash-Position von 2,4 Milliarden Euro, kann sich die Summe von 1,13 Milliarden Euro für die Übernahme also durchaus leisten. Zalando sieht Potenzial für Kosteneinsparungen in Höhe von etwa 100 Millionen Euro pro Jahr, die sich positiv auf das Ergebnis auswirken könnten. Als Beispiele nannte das Unternehmen Verbesserungen in den Bereichen Logistik, Zahlungsabwicklung und kommerzielle Zusammenarbeit.
Marktmeinungen
Die Analysten sehen in der Übernahme weitestgehend einen strategischen Sinn. Volker Bosse von der Baader Bank erklärte, dass sich Zalando den Deal lockern leisten könne, vorerst werde die Profitabilität von Zalando unter dem Zusammenschluss leiden jedoch leiden, da About You noch immer Verluste schreibe.
Analyst Thomas Maul von der DZ Bank zeigte sich von der Übernahme überrascht, bewertete sie grundsätzlich aber als sinnvoll. Die Bewertung erscheint ihm angesichts der geringen Marge von About You allerdings zu teuer.
Gewinnmitnahmen drückten die Zalando-Aktie am Mittwoch zunächst, schlussendlich stand jedoch ein Plus von 1,6 Prozent zu Buche. DER AKTIONÄR sieht in dem Deal langfristig eine große Chance für Zalando, die Marktmacht in Europa auszubauen. Seit der Empfehlung in Ausgabe 40/24 liegt die Aktie rund 25 Prozent im Plus. Investierte Anleger bleiben an Bord.
