Die Börse hakt die Pandemie ab. 2022 hat der Solactive Stay at Home elf Prozent eingebüßt, während der S&P 500 Hotels, Resorts & Cruise Lines 9,5 Prozent im Plus liegt. Zalando, lange Zeit Highflyer am Markt, ist um 40 Prozent gecrasht. Nun warten die Anleger gespannt auf die Q4-Zahlen und den Ausblick.
Zalando wird am 1. März die Bücher öffnen und die Bilanz für das vierte Quartal präsentieren. Die von Bloomberg befragten Analysten erwarten einen Gewinn je Aktie (EPS) von 0,37 Euro, der Umsatz sollte bei 3,1 Milliarden Euro liegen.
Noch wichtiger: der Ausblick auf 2022. Die Analysten erwarten, dass Zalando im laufenden Jahr 12,1 Milliarden umsetzen wird. Das EPS sehen sie bei einem Euro.
Der Druck auf Zalando steigt, steht nach der Sonderkonjunktur für die E-Commerce-Branche nun das große Reopening für den stationären Handel an. Zuletzt verbuchte der Einzelhandel bereits positive Effekte, nachdem mehrere Bundesländer die 2G-Regel gekippt hatten.
Und trotzdem: E-Commerce wird auch nach der Pandemie florieren, allerdings wird davon nicht jedes Unternehmen etwas haben. Zalando schon, schließlich hat sich der Konzern mittlerweile eine Basis von rund 50 Millionen aktiven Kunden aufgebaut. Das Angebot von Europas größtem Onlinemodehändler ist gigantisch, dank KI behält man gut den Überblick.
Die Technik soll künftig noch ausgefeilter werden: Digitale Umkleidekabine und Beratung mittels KI würden die Margen kräftig befeuern, da die Retourenquote (im Bekleidungshandel liegt sie bei fast einem Drittel!) auf diese Weise massiv sinken würde.
Das überzeugt auch die Analysten, von denen 24 Zalando zum Kauf empfehlen. Sieben sagen „Halten“, nur vier „Verkaufen“.
Das Kursziel liegt im Schnitt bei 89,38 Euro, was ein Potenzial von 42 Prozent bedeutet.
Aus charttechnischer Sicht ist es jetzt elementar, dass die Unterstützung bei 60 Euro hält. Ein positiveres Umfeld für Stay-at-home vorausgesetzt, könnte die Aktie schnell bis 70 Euro Boden gutmachen. Das KGV von 59 für 2022 geht für einen Wachstumswert mit einer dominanten Position in einem extrem aussichtsreichen Markt in Ordnung – zumal es 2023 auf 43 zurückgeht. Ergo: Bei Zalando ist viel Negatives im Kurs eingepreist. Kann das Unternehmen bei Zahlen und Ausblick überzeugen, stehen die Chancen für den Beginn einer Aufholjagd gut.