Zweieinhalb Jahre währt der Abwärtstrend bei Alibaba-Konkurrent JD.com bereits schon. Bodenbildungsversuche wurden bislang immer wieder durch neue Abverkaufswellen vereitelt, der aktuelle allerdings ist vielversprechend - auch weil die Aktie so viel fundamentalen Rückenwind wie lange nicht hat. Reicht das für die ersehnte Trendwende?
Tagesaktueller Rückenwind kommt von der chinesischen Notenbank. Die hat sich angesichts der bisher nicht wie erwünscht verlaufenden wirtschaftlichen Erholung für Marktbeobachter überraschend dazu entschlossen, einen ihrer wichtigen Zinssätze, nämlich den für kurzfristige Kredite mit einer Laufzeit von einem Jahr um 0,1 Prozentpunkte auf 2,65 Prozent zu senken. Die Notenbanker dürften sich davon vor allem Impulse für den privaten Konsum erhoffen. Als Chinas Nummer 2 im E-Commerce-Geschäft ist JD.com einer der natürlichen Profiteure dieser Maßnahme.
Schon in den kommenden Tagen hat der Alibaba-Konkurrent die Chance, genau das unter Beweis zu stellen, denn ab dem Sonntag steht mit dem von JD.com geschaffenen "618" (bezogen auf den 18. Juni, dem Gründungsdatum des Unternehmens) nämlich eines der inzwischen wichtigsten Shopping-Events der Volksrepublik an. Während des 18-tägigen Aktionszeitraumes verkauften chinesische E-Commerce-Händler im vergangenen Jahr Waren im Wert von umgerechnet 83 Mrd. Dollar. Der Wert wurde von Analysten als enttäuschend bezeichnet, demonstriert aber das grundsätzliche Potenzial, das in dem Event steckt - auch für den Aktienkurs von JD.com.
Die Vorgabe aus dem Vorjahr zu schlagen, sollte angesichts der heute Nacht veröffentlichten Einzelhandelsumsätze kein Problem werden. Die lagen zwar erneut unter den Erwartungen der Analysten, mit einem Plus von 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr brauchen sich die chinesischen Einzelhändler aber nicht zu verstecken - erst recht nicht im Direktvergleich zu ihren europäischen und US-amerikanischen Pendants.
Wenn es vor dem Hintergrund solchen Rückenwindes nicht mit einer Trendwende klappt, wann dann? Tatsächlich verfügt JD.com aktuell die Chance auf einen Doppelboden bei 33 Dollar. Wie schon im Herbst letzten Jahres führte diese Kursmarke in den vergangenen Tagen zu einer beachtlichen Erholung. Als vielversprechend darf diese gelten, da der Aktie im Relative-Stärke-Index eine bullische Divergenz gelungen ist: Trotz eines frischen 52-Wochen-Tiefs Ende Mai konnte sich der RSI gegenüber dem Tief im vergangenen Herbst leicht verbessern. Solche Divergenzen gehen häufig mit steigenden Kursen einher.
Kurspotenzial besteht für JD.com aktuell bis zur Oberkante des Abwärtstrends. Das Ziel von etwa 50 Dollar verbürgt sich dabei für ein Potenzial von 25 Prozent. Zur Unterseite ist die Unterstützung bei 33 Dollar zu beachten; sollte diese nachhaltig (etwa auf Wochenbasis) unterschritten werden, ist mit weiteren Abgaben mindestens bis zur Abwärtstrendunterkante zu rechnen.
Für einen erfolgreichen Bodenbildungsversuch mit Trendwendepotenzial hat Chinas E-Commerce-Riese JD.com aktuell so viel fundamentalen Rückenwind wie lange nicht. Auch die technische Ausgangslage ist mit einer bullischen Divergenz im Wochenchart vielversprechend. Noch nicht investierte Anleger steigen in die laufende Empfehlung von DER AKTIONÄR ein und beachten den Stopp von 30,60 Dollar.