Auf der einen Seite schnallt Amazon unter CEO Andy Jassy den Gürtel enger, auf der anderen Seite verliert der Konzern die lukrativen Megatrends nicht aus den Augen: Amazon startet mit Amazon Clinic einen völlig neuen Telemedizin-Dienst für den US-Gesundheitssektor. Der Konzern kann hier eine bedeutende Rolle spielen.
Amazon Clinic startet in 32 Bundesstaaten und wird virtuelle Behandlungen für häufige Erkrankungen wie Allergien, Akne, Haarausfall und Sodbrennen anbieten. Der Dienst soll ohne Videositzungen vonstatten gehen, stattdessen füllen die Patienten einen Fragebogen aus, wo sie die Symptome beschreiben. Ein Arzt berät sie dann.

Amazon Clinic ist der nächste Schritt, den der Techkonzern im Gesundheitssektor geht. 2018 kaufte Amazon für eine Milliarde Dollar die Online-Apotheke Pillpack. In diesem Sommer übernahm das Unternehmen 1Life Healthcare, eine Kette von Kliniken für medizinische Grundversorgung mit Hauptsitz in San Francisco. Diesen Kauf ließ sich Amazon 3,5 Milliarden Dollar kosten.
Sinnvolle Investitionen, schließlich erwartet BRC allein bei Telemedizin bis 2030 einen weltweiten Umsatz von 460 Milliarden Dollar.
Amazon dürfte mit den Diensten noch einen anderen Gedanken verfolgen: ein besseres Gesundheitsangebot für Prime-Kunden, womit der Amazon-Abodienst wieder ein Stück weit attraktiver wird.
Prime-Kunden sind für Amazon Gold wert. Sie bestellen mehr als doppelt so viel wie gewöhnliche Kunden und sie sind treu. Außerdem bringen sie Amazon geschätzt 22 Milliarden Dollar im Jahr an Gebühren ein.
Das Geschäft mit der Gesundheit ist krisensicher, weil krank werden die Leute immer. Amazon hat das Potenzial, sich von dem großen Kuchen ein ordentliches Stück abzuschneiden.
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