Das Mode-Unternehmen Gerry Weber und die Aktie waren eigentlich schon 2019 tot. Aber irgendwie ging es dann doch noch mal weiter – mit teils völlig irrationalen Kursanstiegen. Die wurden dann allerdings auch bald wieder abgebaut. Und seit dem gestrigen Mittwoch ist klar: Auch der Zombie ist nicht überlebensfähig.
Die Meldung kommt im typischen Kapitalmarktdeutsch daher: „Gerry Weber International AG kündigt finanzielle Neuaufstellung mit präventivem StaRUG-Verfahren sowie operative Restrukturierung des deutschen Retail-Geschäfts an.“ Dieser Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen (StaRUG) für Unternehmen wurde 2021 in Deutschland eingeführt. Im Fokus war das Gesetz neulich schon im Fall Leoni (siehe weiterführende Beiträge am Artikel-Ende).
Aufmerksame Anleger dürften also ahnen, was die Nachricht bedeutet: Der Geschäftsbetrieb läuft zwar weiter, aber bei Gerry Weber steht mutmaßlich mal wieder eine Quasi-Enteignung an. Gerry Weber selbst teilte mit, dass für die AG zwar eine Insolvenz vermieden werden soll, aber Anleger „kompensationslos“ ausscheiden sollen. Anschließend soll die Aktie von der Börse verschwinden. Außerdem werden voraussichtlich Filialen geschlossen und Mitarbeiter entlassen.
Der aktuelle Horror-Crash ist die logische Folge. Von 6,05 Euro gestern ging es nach der Meldung am Mittwochmittag bis heute auf bis zu 0,77 Euro abwärts. Minus 88 Prozent in weniger als 24 Stunden.
„Firma gerettet – Aktie stirbt“ gab es schon einmal
2019 hatte Gerry Weber Insolvenz angemeldet. Bereits damals hatten Aktionäre alles verloren. Finanzinvestoren, darunter JPMorgan, kauften sich ein. DER AKTIONÄR schrieb: „Firma gerettet – Aktie stirbt“. Später, nach der Insolvenz, stieg der neue Kurs kurzzeitig auf irrationale 45,20 Euro (mehr als 50 Millionen Euro Börsenwert) – mutmaßlich auch aufgrund geschickter Platzierungen durch die Profi-Investoren, die allerdings zum Teil bis heute noch auf Anteilen sitzen. Die aktuelle Entwicklung war damals eigentlich schon absehbar, weil bei Gerry Weber weiter Geld verbrannt wurde.
Nun droht auch den aktuellen Anteilseignern der Totalverlust. Bis in den Sommer hinein wird voraussichtlich noch verhandelt. DER AKTIONÄR rät einmal mehr von der Aktie ab.