Der Lieferdienst liefert heute praktisch die umgekehrte Variante zur Deutschen Börse. Während der DAX-Wert gute Zahlen gemeldet hatte, aber dann mit einer geplanten Übernahme Anleger verschreckte, waren die Zahlen von Delivery Hero eher enttäuschend, aber eine Nachricht im Anschluss kam am Markt sehr gut an.
Der Kurs von Delivery Hero war heute zu Handelsbeginn ins Minus gesackt, aber am Abend war die Aktie schließlich der Tagesgewinner im MDAX. Grund für die starke Kurswende im Tagesverlauf: Delivery Hero hatte erst eine schwache Umsatzentwicklung gemeldet: 11,2 Milliarden Euro beim Bruttowarenvolumen waren ein Anstieg um lediglich 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Analysten hatten mit fast zwölf Milliarden gerechnet. Vor allem die Entwicklung im asiatischen Markt enttäuschte mit einem Rückgang um sieben Prozent. Immerhin: In anderen Regionen gab es einen Anstieg um durchschnittlich 16 Prozent.
Das Liefergeschäft bleibt ein schwieriges Pflaster. Allerings: Delivery Hero traut sich inzwischen eine Jahresprognose zu. In Aussicht gestellt wird nun ein Umsatzanstieg von fünf bis sieben Prozent. Beim freien Cashflow will das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte aus der Verlustzone kommen.
Kurs-Turnaround durch Telefonkonferenz
Nachdem die Aktie im frühen Handel noch mehr als sieben Prozent abgesackt war, brachten dann positiv interpretierte Aussagen in einer Telefonkonferenz mit Analysten die Wende. Delivery Hero setzte sich mit einem Plus von knapp zehn Prozent an die MDAX-Spitze. Der Vorstandsvorsitzende und der Finanzchef hätten in der Konferenz dargelegt, dass Delivery Hero gut in den Monat April gestartet sei, hob ein Händler hervor. Der Experte Giles Thorne vom Analysehaus Jefferies führte die deutliche Kehrtwende bei dem Aktienkurs auf die Klarheit und Zuversicht zurück, die die Telefonkonferenz gebracht habe. Im frühen Handel hätten die Anleger noch das enttäuschende Wachstumsziel bei dem für die Branche wichtigen Bruttowarenwert verdauen müssen. In der Konferenz aber habe das Management gesagt, dass es Spielraum für das Ziel nach oben gebe, wenn das Handelsumfeld günstig bleibe.
Mehr als eine Gegenbewegung nach den jüngsten Verlusten ist der heutige Tagesgewinn aber erst mal nicht. Längerfristig betrachtet liegt die Aktie immer noch am Boden. Das Liefergeschäft bleibt unbestritten schwierig. Delivery Hero gilt zudem nicht als das transparenteste Unternehmen. Auch dieses Jahr ist die Aktie bislang wieder relativ schwach gelaufen. Kein Kauf.
(mit Material von dpa-AFX)