Viele Anleger schauen bei Amazon nur auf AWS. Dabei übersehen sie, dass das E-Commerce-Geschäft für den Konzern nach wie vor sehr wichtig ist – und mit den richtigen Schritten noch bedeutender werden kann. Der Einstieg beim Lieferdienst Grubhub ist ein solcher Schritt. Genauso wird Prime noch stärker.
Prime-Kunden haben es gut. Zuzüglich zu kostenlosen, schnellen Bestellungen haben sie Zugriff auf jede Menge Filme, Songs und Serien. Das ist nicht irgendwelche 08/15-Ware, sondern zum allergrößten Teil hochwertiger Content.
Auch viele teure Top-Eigenproduktionen sind im Prime-Abo enthalten. Maßstäbe könnte Amazon mit "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" setzen. Die Produktion der Serie, die Anfang September starten soll, hat mehr als eine Milliarde Dollar gekostet.
Um den Nutzern Prime noch schmackhafter zu machen, fügt Amazon dem Prime-Puzzle ein weiteres Teil hinzu: US-Kunden können ein Jahr lang kostenlos die Abo-Variante des Lieferdienstes Grubhub nutzen, bei der die Zustellgebühren entfallen.
Ein kostspieliger Schritt? Ja, aber trotzdem sollte sich der Plan für Amazon bereits in absehbarer Zeit auszahlen: Prime-Kunden bestellen in der Regel knapp 2,5-mal so viel wie Nicht-Prime-Kunden. In den USA ordern 31 Prozent der Prime-Mitglieder im Monat Warten im Wert von 51 bis 100 Dollar.
23 Prozent geben bei Amazon monatlich zwischen 100 und 200 Dollar aus und 13 Prozent sogar zwischen 200 und 500 Dollar.
Aber was sind die Prime-Kunden für Amazon wirklich wert? Ein Netflix-Kunde wird von der Börse derzeit mit 370 Dollar bewertet. Netflix hat 220 Millionen Kunden, Amazon dürfte mittlerweile ebenso viele Abonnenten haben. Damit käme man auf einen Wert für Prime von 80 Milliarden Dollar.
Allerdings ist Prime viel mehr wert als Netflix, denn bei dieser Rechnung sind nur die Abogebühren berücksichtigt. On top kommen die Ausgaben der Prime-Kunden etwa für Eigenprodukte, bei denen die Margen naturgemäß hoch sind, und für kostenpflichtigen Content.
Damit ginge der Faktor 2,5 für Prime in Ordnung. Mit 200 Milliarden Dollar käme die Sparte auf 17 Prozent des aktuellen Amazon-Börsenwerts.
Prime ist eine Abomaschine, wie sie die Welt selten gesehen hat. Die Amazon-Aktie bleibt für den AKTIONÄR ein klarer Kauf.