Adam Selipsky, neuer Chef von Amazons Cloudtochter AWS, will mehr maßgeschneiderte Produkte für Sektoren wie das Gesundheitswesen, die Automobil- und die Telekombranche anbieten. Damit greift AWS Konkurrenten wie Microsoft und Alphabet an, die solche Lösungen bereits anbieten. AWS bleibt laut Selipsky keine Wahl.
„Die Welt von morgen verändert sich so sehr, dass wir anders sein müssen“, sagte Selipsky im Gespräch mit Bloomberg TV. „Es ist egal, was wir gestern gemacht haben.“
Die Kunden fordern laut Selipsky verschiedene Produkte und Schwerpunkte, einschließlich branchenspezifischer Angebote. „Wir beginnen jetzt mit solchen Lösungen für Branchen wie Finanzdienstleistungen und Telekommunikation sowie Gesundheitswesen und Autobranche“, so der Manager. „Wir werden wirklich spannende Sachen für diese Branchen machen.“
Ohne Risiko ist die Strategie nicht, da individuelle Lösungen teils mit deutlich mehr Aufwand verbunden sind. Das Beispiel Microsoft zeigt allerdings, wie profitabel dieses Geschäft sein kann.
Selipskys Vorgänger Andy Jassy, seit Kurzem CEO von Amazon, hatte es lange vermieden, individuelle Cloud-Lösungen für Kunden anzubieten. Schließlich lenkte er aber ein, offensichtlich, weil er sich des Potenzials dann doch bewusst wurde.
Bloomberg Intelligence schätzt, dass AWS 2024, spätestens aber 2025 die magische Umsatzmarke von 100 Milliarden Dollar knacken wird (2020: 46 Milliarden). Der operative Gewinn dürfte dann bei rund 33 Milliarden Dollar oder sogar noch etwas höher liegen.
AWS ist längst die Cashcow von Amazon. 2020 war die Sparte für 58 Prozent des operativen Gewinns von Amazon verantwortlich. Die Idee, mehr maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, sollte AWS noch größer und bedeutender machen – und der Amazon-Aktie auf die Sprünge helfen. Der Titel bleibt ein Kauf.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "AKTIONÄR-Depot".