Das kommt völlig unerwartet: Der chinesische E-Commerce-Gigant will sich in mindestens sechs Teile aufspalten. Das teilte Alibaba heute mit. So soll der Wert der einzelnen Unternehmen besser sichtbar werden. Anleger reagieren positiv auf das Vorhaben, von dem im Detail bislang nicht viel bekannt ist.
Laut Alibaba soll eine Aufteilung in sechs Geschäftsbereiche und andere Beteiligungen erfolgen. Damit solle Shareholder-Value geschaffen und „die Wettbewerbsfähigkeit“ am Markt gefördert werden.
Alibaba würde damit zu einer Holdinggesellschaft werden, deren Chef der aktuelle Alibaba-CEO Daniel Zhang bleiben würde. Die sechs Geschäftsbereiche würden hingegen jeweils einen eigenen CEO und Vorstand bekommen.
Zu den Geschäftsbereichen zählen Cloud, Taobao und Tmall, Local Services, Cainiao (Logistik), Global Digital Commerce und Digital Media and Entertainment.
Von Alibaba hieß es, es sei die bedeutendste Umstrukturierung in der Geschichte des Konzerns. Alibaba solle so agiler werden und das Wachstum stimuliert werden. Laut Zhang könne jeder Geschäftsteil eigenständig Kapital beschaffen und an die Börse gehen, wenn die Zeit reif ist.
In einer ersten Reaktion stieg der Kurs von Alibaba in den USA heute zunächst rund elf Prozent.
Der Plan dürfte auch eine Reaktion auf den Regulierungsdruck in China sein. Dieser soll wiederum unter anderem deshalb aufgekommen sein, weil die chinesische Führung Sorge hatte, die Kontrolle zu verlieren. Auch in Europa und den USA hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Diskussionen gegeben, ob die großen Tech-Konzerne inzwischen nicht zu mächtig geworden sind und eine Zerschlagung sinnvoll wäre. Alibaba ist mit seiner heutigen Ankündigung einer Zwangsmaßnahme von politischer Seite womöglich zuvorgekommen. Außerdem dürfte der Aufspaltungs-Plan eine Reaktion auf die unbefriedigende Aktienkursentwicklung in den vergangenen Jahren sein. Etwas Misstrauen ist aus Anlegersicht aber angebracht: Alibaba ist bislang nicht dafür bekannt, Anlegerinteressen besonders zu priorisieren. Unter anderem stritt sich 2011 Yahoo mit Alibaba, nachdem der China-Konzern seine Fintech-Abteilung Alipay (Ant Financial/Ant Group) in eine von Alibaba-Gründer Jack Ma kontrollierte Tochtergesellschaft ausgegründet hatte. Grundsätzlich ist die Aufspaltung aber durchaus spannend. AKTIONÄR-Leser profitieren vom gut getimten Wiedereinstieg mit Kauflimit, das diesen Monat nahe dem jüngsten Korrekturtief aufgegangen ist (siehe Ausgabe 10/23).
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Alibaba Group