In Madrid hat der chinesische E-Commerce-Riese im Einkaufszentrum Xanadú ganz klassisch einen Laden eröffnet. Das könnte erst der Anfang sein – Alibaba will die Welt erobern. Dass das Unternehmen dafür offensichtlich auch einen eher altmodisch wirkenden Verkaufsweg in den Blick fasst, wirkt nur auf den ersten Blick überraschend.
Der neu eröffnete Laden ist Teil der internationalen Expansion, über die DER AKTIONÄR bereits mehrfach berichtete. Bislang hat Alibaba im Ausland vor allem chinesische Produkte verkauft, doch das Angebot wird zunehmend internationalisiert.
Um die Herzen der Kunden in Europa zu erobern, plant Alibaba nun offenbar eine Vermischung chinesischer, internationaler und regionaler Angebote in den jeweiligen Ländern. Durch die Läden sollen Kunden mit den Angeboten vertraut gemacht werden, das Unternehmen greifbarer werden.
Spanien ist für das Laden-Experiment erste Wahl in Europa, da es sich um den drittgrößten AliExpress-Markt im Ausland nach Russland und den USA handelt. Bei einem erfolgreichen Start könnte Alibaba auch in anderen europäischen Ländern ähnliche Shops planen.
Die spanische Tageszeitung El País war in Madrid dabei (siehe Video).
Langfristig ist Alibabas erklärtes Ziel, ein weltumspannendes Netz zu knüpfen. Dafür auch Offline-Läden zu eröffnen, ist nicht so ungewöhnlich, wie es zunächst den Anschein haben mag. Der klassische Handel ist noch immer beliebt bei vielen Kunden. Der meiste Umsatz wird in diesem Bereich generiert.
Auch Amazon arbeitet an Supermärkten und Ladengeschäften, in denen On- und Offline-Welt miteinander verknüpft werden. Eine Neuerung dabei ist beispielsweise der Versuch, die Bezahlung automatisch per Handy zu organisieren – und so klassische Kassen überflüssig zu machen. Außerdem hatte Amazon vor zwei Jahren die Bio-Kette Whole Food Market übernommen. Alibaba zeigte sich ebenfalls bereits in der Vergangenheit an Ladengeschäften interessiert.
Der Schritt der E-Commerce-Giganten in den stationären Handel ist die logische Folge des Wir-wollen-den-ganzen-Kuchen-Denkens. DER AKTIONÄR ist optimistisch für die langfristige Entwicklung Alibabas. Es bleibt aber dabei: Neue Höchstkurse sind erst zu erwarten, wenn es eine Lösung im Handelskonflikt gibt.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Alibaba, Amazon.