Am Montag notierte die Aktie der insolventen Investmentbank Lehman Brothers zeitweise über 100 Prozent im Plus. Seit Freitag hat sich der Kurs zwischenzeitlich sogar versechsfacht. Bei der Pleite-Sparkasse Washington Mutual gab es ähnliche Kurssprünge. Sind hier nur Zocker am Werk oder steckt mehr dahinter?
Monatelang dümpelte die Aktie von Lehman bei Kursen um 0,05 Dollar, ehe sie am Freitag zunächst auf 0,15 Dollar, am Montag zeitweise sogar auf über 0,30 Dollar in die Höhe schoss. Stolze 500 Prozent an zwei Tagen. Geht die Rallye weiter? Besteht gar die Chance auf eine Rettung der Pleitebank?
"Kein innerer Wert"
Die meisten Experten gehen nicht von einer "Auferstehung" aus und warnen davor, dass die Kurssteigerungen ausschließlich auf das Konto von Zockern gehen. „Wenn alle Gläubiger bezahlt sind, bleibt nichts mehr übrig bei Lehman, das Papier hat keinen inneren Wert", so Anton Schultz, Portfolio-Manager des Burnham Financial Industrie Funds. "Alle fragen sich, warum die Aktie immer noch gehandelt wird. Es ist wirklich verrückt."
Im Visier der Trader
Immer wieder kommt es bei Pennystocks zu kräftigen Kurssteigerungen. Wenn eine Aktie erst einmal im Visier der Trader ist, sind - wie gesehen - Kursvervielfachungen in kürzester Zeit möglich. Der wirkliche Wert von Lehman, da sind sich eigentlich alle Experten einig, tendiert gegen Null. Seit dem Konkurs im September 2008 wurden alle werthaltigen Geschäftsbereiche veräußert. Jetzt werden die letzten Finanzkonstruktionen abgewickelt. Eventuell auftauchende Guthaben werden verwendet, um die zahlreichen Gläubiger zu bedienen.
Milliarden-Klagen bei Washington Mutual
Im Gegensatz zu Lehman gibt es bei Washington Mutual wenigstens noch einen Funken Hoffnung. Hier laufen mehrere Klagen gegen JPMorgan Chase, die sich das Geschäft der ehemals größten Sparkasse in den USA im letzten Jahr für 1,9 Milliarden Dollar einverleibt hat. In einer Klage geht es um Bankeinlagen von vier Milliarden Dollar, die angeblich unrechtmäßig von JPMorgan Chase vereinnahmt wurden. Eine bereits im März eingereichte weitere Klage gegen die staatliche Einlagensicherung FDIC hat sogar ein Volumen von 13 Milliarden Dollar.
Lotto mal ganz anders
Es ist völlig offen, ob die Klagen erfolgreich sind. Darüber hinaus ist unklar, wie viele Milliarden benötigt werden, um alle Gläubiger zu befriedigen. Eines ist allerdings sicher: Sowohl Washington Mutual als auch Lehman Brothers bleiben Spielball der wildesten Spekulationen. Wer mitzocken will, sollte sich des Risikos eines Totalverlustes bewusst sein und nur Spielgeld investieren. Zocken mit Zombie-Banken ist bisschen wie Lotto: Tippschein ausfüllen und auf das Wunder hoffen.