DAX-Anleger können nach Ostern kaum auf steigende Kurse hoffen. Börsenexperten verweisen auf die Ungewissheit über den Verlauf der aktuellen Berichtssaison. Dazu belasteten die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten, schwache Konjunkturaussichten und die anhaltende Krise in der Ukraine.
Wenig Kaufbereitschaft erwartet
"In diesem Jahr ist den Börsen kein österlicher Frieden vergönnt", befürchtet Investmentanalyst Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "Denn zum einen werden sich die Spannungen im Osten der Ukraine kaum in Wohlgefallen auflösen, und zum anderen fällt Ostern durch den späten Termin mitten in die Berichtssaison zum ersten Quartal." Für einen nachhaltig höheren DAX müssten die Unternehmensgewinne nach Einschätzung der Bank deutlich steigen, was aktuell aber noch nicht zu erwarten sei. Zudem gebe der Markt auch von der Bewertungsseite "nicht mehr viel her". Daher sollte die Kaufbereitschaft bei Marktschwächen nicht überschätzt werden.
"Die mittelfristigen Gewinnziele wirken weiter zu ambitioniert", meint Analyst Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Entsprechend dominierten bei den Aktienkursen die Rückschlagsgefahren. Zudem hätten sich die Hoffnungen auf ein zügiges Ende des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland bislang nicht erfüllt.
Die Nervosität der Anleger mit Blick auf die Quartalszahlen halte an, schreiben die Experten der DZ Bank. Auch die weitere Konjunkturentwicklung in China sollte für hohe Kursschwankungen sorgen. Die jüngste Schwächephase an den Aktienmärkten sei längst überfällig gewesen und dürfte zunächst weitergehen. Vor allem die amerikanischen Börsen seien "unangemessen hoch bewertet". Nach der mehrjährigen Aufwärtsbewegung erscheine die Zeit ohnehin reif für eine größere Konsolidierungsphase.
Seitens der Konjunktur haben die Experten wenig Hoffnung auf positive Impulse. "Nach der deutlichen Aufhellung seit 2012 stößt das Ifo-Geschäftsklima allmählich an Grenzen", glaubt Helaba-Analyst Apelt mit Blick auf den kommenden Donnerstag. Er rechne mit einem leichten Rückgang, der die grundlegende Konjunkturerholung aber nicht in Frage stelle. Die wenigen US-Konjunkturdaten dürften indes auf ein wieder kräftigeres Wachstum hindeuten.
Streich von der LBBW geht davon aus, dass die Lage in Osteuropa "erste Spuren in den Frühindikatoren hinterlassen könnte". Beim Ifo dürfte die antizipierte Eintrübung der Erwartungen noch durch eine verbesserte Einschätzung der aktuellen Lage kompensiert werden. Zudem traut er den für Mittwoch angekündigten Einkaufsmanagerindizes der Eurozone einen weiteren Anstieg zu.
Noch wichtiger sei die Entwicklung in China: "Mit der aktuellen Dynamik ist die staatliche Vorgabe eines Jahreswachstums von 7,5 Prozent nicht erreichbar." Angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks könnte die Notenbank aber die Zügel lockern. Dem chinesischen HSBC-Einkaufsmanagerindex für den April traut der Experte einen leichten Anstieg zu.
Philips und Boeing mit Zahlen
Der Berichtssaison drücken in der Woche nach Ostern noch vor allem amerikanische und europäische Unternehmen ihren Stempel auf. Den Anfang machen am Dienstag der Elektrokonzern und Siemens-Konkurrent Philips sowie das Telekom-Unternehmen AT&T. Am Mittwoch folgen der BASF-Rivale Dow Chemical sowie Airbus-Konkurrent Boeing. Der Aktie des Gasespezialisten Linde könnten die Zahlen des Branchenkollegen Air Liquide am Donnerstag Impulse geben.
Ebenfalls am Donnerstag legt der mit K+S konkurrierende Düngemittelhersteller Potash Zahlen vor. Aus Deutschland stehen dagegen nur Geschäftsresultate aus der zweiten Reihe auf der Agenda - wie etwa des Autovermieters Sixt (Dienstag), des Ölfelddienstleisters C.A.T. Oil (Mittwoch), der Onlinebank Comdirect, des Haustierbedarf-Versandhändlers Zooplus (beide Donnerstag) und des Immobilienunternehmens Deutsche Euroshop (Freitag).
von dpa-AFX