Die Bilanz-Vorwürfe der Financial Times (FT) gegen Wirecard haben den Aktienkurs des Zahlungsabwicklers zu Jahresbeginn heftig gebeutelt – und den zahlreichen Shortsellern teils satte Gewinne beschert. Einer der prominentesten Wirecard-Leerverkäufer, der Londoner Hedgefonds Manager Crispin Odey, tritt nun den Rückzug an. Ein weiteres Indiz für die Trendwende?
Im Zuge der Kursverluste nach den Negativ-Berichten der FT soll Odey mit seinen Wetten auf fallende Kurse bei Wirecard bis zu 16 Millionen Euro an nur einem Tag gewonnen haben – zumindest auf dem Papier. Nun zieht sich der bekannte Shortseller bei Wirecard zurück, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf das Portal Financial News berichtet.
Odey reduces position in Wirecard after German short-selling ban https://t.co/uLv3XyT9Yo
— Financial News (@FinancialNews) 27. Juni 2019
Demnach habe Crispin Odey mit seinem Hedgefonds Odey Asset Management seine Leerverkaufsposition inzwischen halbiert. Als Grund nennt der begeisterte Shortseller dabei vor allem das Einschreiten der deutschen Finanzaufsicht Bafin.
Die wiederholten Attacken der britischen Zeitung und die damit einhergehende Volatilität der Wirecard-Aktie hatten im Februar nämlich auch die Aufsichtsbehörde auf den Plan gerufen und zu einem höchst ungewöhnlichen Schritt bewegt: Zeitweise hat die Bafin den Auf- und Ausbau von Leerverkaufspositionen verboten. Schon damals hatte Odey gegen die Maßnahme protestiert und mit Klage gedroht.
Der einzige Grund?
Neben dem Short-Verbot, das längst wieder aufgehoben ist, hat DER AKTIONÄR eine weitere mögliche Erklärung für den Rückzug: Da eine externe Compliance-Untersuchung durch die Kanzlei Rajah & Tann die FT-Vorwürfe teilweise entkräften und Wirecard den Fokus anschließend wieder auf das starke operative Geschäft lenken konnte, hat sich die Aktie in den letzten Monaten wieder deutlich erholt.
Alleine seit Ende März ging es um über 50 Prozent nach oben – gut möglich, dass der eine oder andere Shortseller da kalte Füße bekommt. Zudem blieben weitere Angriffe der FT in der jüngeren Vergangenheit nahezu ohne Folgen für die Aktie.
Kaufempfehlung bestätigt
Auch wenn die Ermittlungen der Behörden in Singapur wegen der Bilanz-Vorwürfe bis dato andauern, ist der Teilausstieg Odeys ein mögliches Indiz, dass das Gröbste inzwischen ausgestanden ist. DER AKTIONÄR setzt auf eine Fortsetzung der Erholung und bestätigt die Kaufempfehlung für die Wirecard-Aktie mit einem Kursziel von 200 Euro.