Die Vorwürfe der Financial Times wegen eines angeblichen Bilanz-Skandals bei Wirecard in Singapur halten die Anleger nun seit einem Monat in Schach, zudem haben sie tiefe Spuren im Aktienkurs hinterlassen. Nichtsdestotrotz bleibt die Mehrheit der Analysten unverändert bullish für den DAX-Neuling – auch wenn einige Kursziele inzwischen ziemlich ambitioniert erscheinen.
Nach Daten von Bloomberg haben aktuell 29 Analysten die Wirecard-Aktie in der Bewertung. Der größte Bulle unter ihnen ist Alexandre Faure von der französischen Großbank BNP Paribas. Am 8. Februar – als Meldungen über angebliche Durchsuchungen der Büros in Singapur durch die Polizei den Kurs zeitweise auf 86 Euro gedrückt haben – hat er sein „Outperform“-Rating mit einem Kursziel von 265 Euro bestätigt. Selbst nach der Erholung der vergangenen Tage traut er der Aktie damit noch über 120 Prozent Kurspotenzial auf Sicht der nächsten zwölf Monate zu.
Kaum weniger optimistisch sind etwa Heike Pauls von der Commerzbank und Mohammed Moawalla von Goldman Sachs. Beide empfehlen die Aktie mit einem Kursziel von 230 Euro zum Kauf, sehen also beinahe Chancen auf eine Kursverdopplung innerhalb eines Jahres. Im Konsensrating erhält die Aktie aktuell 24 Kaufempfehlungen, vier Halte- und eine Verkaufsempfehlung. Im Schnitt trauen ihr die Analysten auf 12-Monats-Sicht fast 65 Prozent Kurspotenzial auf 195,31 Euro zu. Damit würde sich der Kurs wieder seinem bisherigen Höchststand von 199 Euro annähern.
Droht eine Neubewertung?
Fraglich ist allerdings, ob diese ambitionierten Kursziele noch realistisch sind – oder ob die Experten demnächst etwas zurückrudern müssen. Auch das wird maßgeblich vom Ergebnis der Untersuchungen in Singapur abhängen. Denn auf das operative Geschäft soll der ganze Krimi laut Vorstandschef Markus Braun ja keinen Einfluss haben.
Aktie auf der Watchlist
Am Donnerstag konnte die Wirecard-Aktie zunächst wieder zwei Prozent zulegen. Damit fällt zumindest der Ausklang eines überaus turbulenten Monats positiv aus. Trotz zwischenzeitlicher Erholung steht auf Sicht der vergangenen 20 Handelstage noch ein Minus von rund 18 Prozent zu Buche. Nach wilden Schwankungen in der Vorwoche hat sich der Chart in den vergangenen Tagen spürbar beruhigt – ob Bodenbildung vor dem Ausbruch nach oben oder nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm, auch da gehen die Meinungen auseinander.