Die Aktie von Wirecard hat sich in den vergangenen Tagen und Wochen spürbar stabilisiert. Doch am Donnerstag (18. April) läuft das Leeverkaufsverbot der BaFin aus, welches im Februar nach den Vorwürfen der Financial Times (FT) verhängt wurde. Was dann mit der Wirecard-Aktie passiert, treibt viele Anleger um.
Der Druck der Shortseller auf die Wirecard-Aktie ist nach wie vor hoch. Nach Daten von IHS Markit sind 14 Prozent der frei handelbaren Aktien des Zahlungsspezialisten leerverkauft, berichtet Bloomberg. Zum Vergleich: Bei den übrigen DAX-Titeln liegt die Leerverkaufsquote im Schnitt nur bei zwei Prozent.
Quelle: Bloomberg
Zwar hat die Wertpapieraufsicht im Februar den Auf- und Ausbau von Leerverkaufspositionen verboten. Doch die Shortseller denken offensichtlich nicht daran, sich zurückzuziehen. Nachdem das Verbot in Kraft trat, blieb die Leerverkaufsquote unverändert hoch – trotz zwischenzeitlicher Erholung der Aktie.
Investoren, die auf weiter fallende Kurse der Aktie gewettet hatten, habe sich also weder vom Leerverkaufsverbot selbst, noch vom Untersuchungsbericht der Kanzlei Rajah & Tann umstimmen lassen. Mögliche Erklärungen: Sie erwarten weitere pikante Enthüllungen im Zuge der Ermittlungen der Behörden in Singapur oder rechnen mit negativen Auswirkungen des angeblichen Skandals auf operative Entwicklung und Bilanz.
Schonfrist endet am Freitag
Was also passiert, wenn das Leerverkaufsverbot der BaFin am 18. April ausläuft? Zunächst gibt es dann noch einige Tage Schonfrist für die Aktie. Am Freitag (19. April) und Montag (22. April) findet wegen der Osterfeiertage kein Handel statt. Daher wird sich erst am Dienstag (23. April) zeigen, wie der Markt die Lage bei Wirecard wirklich einschätzt. Sollte sich die Shortquote dann stark erhöhen, könnte das den Kurs erneut unter Druck bringen.
Theoretisch wäre auch eine Verlängerung der Maßnahme möglich. Bereits bei deren Verkündung hatte die BaFin diese Option genannt.
Es bleibt volatil
Bei Wirecard stehen damit erneut ereignisreiche Wochen bevor. Neben dem voraussichtlichen Ende des Leerverkaufsverbots steht am 25. April die Vorlage der Jahresbilanz 2018 auf der Agenda. Dann muss Vorstandschef Markus Braun seine vollmundigen Versprechen mit Zahlen belegen. Gelingt das, könnte es umgekehrt für die Shortseller eng werden.
Trotz der anhaltenden Unsicherheit hat DER AKTIONÄR die Wirecard-Aktie in der vorletzten Woche als spekulative Position ins Aktien-Musterdepot aufgenommen. Auf dem aktuellen Kursniveau erscheint das Chance-Risiko-Verhältnis günstig. Nach der Talfahrt im Februar und der Stabilisierung in den vergangenen Wochen ist der Grundstein für eine Erholungsrallye gelegt. Ein Stopp im Bereich der Jahrestiefs bei 86 Euro sichert die Position nach unten ab.