Wer wusste was über Wirecard zu welchem Zeitpunkt? Die Aufarbeitung des größten Bilanzskandals der deutschen Wirtschaftsgeschichte dauert an. Während die Wirecard-Aktie weiterhin großen Schwankungen ausgesetzt ist, lassen sich immer mehr prominente Wirtschaftsführer zum Skandal ein. In der Nacht war Christian Sewing an der Reihe. Der CEO der Deutschen Bank offenbarte durchaus unerwartetes.
Der Vorstandschef der Deutschen Bank, Christian Sewing, wusste nach eigenen Angaben nichts von den Übernahmeplänen des Skandalunternehmens Wirecard . Vom "Projekt Panther" habe er erst im Sommer 2020 durch eine Medienanfrage erfahren, sagte Sewing in der Nacht zum Freitag im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Die Spitze des DAX-Konzerns Wirecard hatte wenige Monate vor Auffliegen des Bilanzskandals die Idee, die Deutsche Bank zu übernehmen und ließ dies von einer Beratungsgesellschaft prüfen.
Wirecard-Chef Markus Braun habe Anfang 2019 lediglich mit ihm darüber gesprochen, ob eine Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen sinnvoll sein könnte, sagte Sewing. Er habe die Zukunft der Deutschen Bank als Tech-Unternehmen mit angeschlossenem Bankgeschäft gesehen. Die Idee sei jedoch wenig konkret und "hypothetischer Natur" gewesen. Wenn man zu diesem Zeitpunkt von Übernahmeplänen gewusst hätte, hätte man nicht mit Wirecard über ein solches Vorhaben gesprochen.
18 Millionen Euro Verlust
Die Deutsche Bank beteiligte sich auch an Krediten für Wirecard - und verlor durch den Bilanzbetrug nach Angabe von Sewing rund 18 Millionen Euro. Die Manipulationen seien bei den üblichen Prüfungen der Bank nicht zu erkennen gewesen, sagte der Vorstandschef. In solchen Situationen sei die Bank darauf angewiesen, dass sie sich etwa auf Jahresabschlüsse verlassen könne. Sewing betonte, der Bilanzskandal habe ein schlechtes Licht auf den Finanzplatz Deutschland geworfen. Er forderte eine Stärkung der Aufsicht.
Mit Material von dpa-AFX