Was dieser Tage bei Wirecard vor sich geht, hat das Zeug zum Thriller. Meldungen über angebliche Bilanzfälschung durch Angestellte des Unternehmens in Singapur haben die Aktie des Zahlungsabwicklers zum Einsturz gebracht. Noch vor deren Veröffentlichung sollen die brisanten Infos jedoch an Shortseller durchgesickert sein. Seit gestern stehen auch noch Bestechungs- und Erpressungsvorwürfe im Raum.
Wie das Handelsblatt am Sonntag berichtete, gab es konkrete Hinweise auf eine erneute Shortattacke gegen Wirecard. Laut den Ermittlungsbehörden soll versucht worden sein, mit einem Millionenbetrag negative Presseberichte zu kaufen. Gleichzeitig soll versucht worden sein, einen ähnlich hohen Betrag von Wirecard zu erpressen (DER AKTIONÄR berichtete). Diese Informationen haben nach Angaben einer BaFin-Sprecherin zu dem Entschluss beigetragen, neue Netto-Leerverkaufspositionen bei Wirecard zu verbieten.
Damit ist der Fall Wirecard erneut um eine Wendung – und weitere Straftaten – reicher. Während die Prüfung der ursprünglichen Vorwürfe wegen angeblicher Bilanzmanipulation noch andauert, wird von den Behörden wegen des Verdachts auf Marktmanipulation ermittelt – unter anderem gegen Financial-Times-Autor Dan McCrum, der den Stein ins Rollen brachte. Lesen Sie dazu auch das Exklusiv-Interview des AKTIONÄR Börsen.Briefing. mit Klägeranwalt Ehssan Khazaeli von der Berliner Kanzlei Werdermann | von Rüden.
Dass nun auch noch ein ominöser Mittelsmann neue Negativ-Schlagzeilen kaufen und Schweigegeld von Wirecard erpressen wollte, macht die Lage nicht übersichtlicher.
Wirecard-Krimi noch nicht vorbei
Die Aktie von Wirecard steigt zum Wochenbeginn rund 2,5 Prozent und gehört damit wieder zu den Top-Gewinnern im DAX. Nach wie vor gibt es jedoch mehr Fragen als Antworten. Was in Hollywood-Streifen Spannung garantiert, sorgt an der Börse für Unsicherheit und hohe Volatilität. Die Aktie bleibt daher bis auf weiteres nur Tradern vorbehalten.