Von wegen Flaute - Offshore-Windanlagen sind besser als gedacht. Das hat eine neue Studie des Instituts Fraunhofer ergeben. Windkraft-Aktien könnten dadurch neuen Schwung bekommen.
Der IWES-Studie zufolge erzeugen Windkraftwerke auf dem Meer mehr und zuverlässiger Strom als bislang angenommen. Die Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee produzieren an 363 Tagen des Jahres Energie, teilte die Stiftung Offshore Windenergie als Auftraggeber der Studie mit. Bei der Vorgängerstudie hatte dieser Wert noch bei 340 Tagen gelegen.
Die Anlagen lieferten somit relativ konstant Strom und die Erträge seien gut vorhersehbar, heißt es in der Studie. Die erhöhte Verfügbarkeit senke den Bedarf an Reservekraftwerken für windstille Stunden und damit die Kosten. Energiewirtschaftlich sei die Offshore-Windenergie damit sowohl Windkraftwerken an Land wie auch der Photovoltaik überlegen.
Das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE steuert noch zwei windige Rekorde bei: Deutsche Windenergieanlagen haben in der vergangenen Woche 4,51 TWh Strom produziert - so viel wie noch nie in einer Woche. Der Windstrom lag damit auf gleicher Höhe mit den fossilen Kraftwerken, die aus Braunkohle, Steinkohle und Gas in Summe ebenfalls 4,51 TWh erzeugt haben (siehe Grafik).
Windkraft-Aktien wie Nordex profitierten am Montagmorgen mit Kursgewinnen, die im Tagesverlauf allerdings wieder abschmolzen. Nordex hatte in der vergangenen Woche einen ersten Auftrag für eine Parkerneuerung in Spanien erhalten. Im zweiten Halbjahr 2018 wird der Hersteller den 25 Jahre alten 30-MW-Windpark "El Cabrito" mit zwölf Großanlagen erneuern.
Apropos Spanien: Die spanische Siemens-Tochter Siemens Gamesa Renewable Energy ist auf dem Weg, ein führendes Unternehmen der weltweiten Windbranche zu werden. Das aus Siemens Wind Power und Gamesa zusammengeschlossene Windenergie-Unternehmen hat gerade eine Kooperation zum Ausbau der Offshore-Windenergie in Taiwan auf den Weg gebracht. Noch ist allerdings Vestas Weltmarktführer. Die Dänen haben in der vergangenen Woche zwei kleinere Aufträge aus den USA sowie von einem Neukunden aus China bekanntgeben.
Ein weiteres europäisches Unternehmen entdeckt ebenfalls die Windkraft: Statoil. Der norwegische Öl- und Gaskonzern Statoil sieht technisch besser als die reinen Wind-Aktien aus. Statoil hat vor der schottischen Küste den weltweit ersten Meeres-Windpark mit schwimmenden Anlagen gebaut. Für einen Offshore-Windpark ist das Projekt namens "Hywind Scotland" mit einer Leistung von nur 30 Megawatt zwar geradezu winzig.
Dafür ist die eingesetzte Technologie umso beeindruckender. Die fünf Siemens-Turbinen stehen nicht wie gewohnt auf Stahlkonstruktionen am Meeresgrund, sondern treiben auf luftgefüllten Stahlzylindern im bis zu 120 Meter tiefen Wasser. Vor Ort wird jedes der Windräder von drei Ankern mit einem Gewicht von je 300 Tonnen an Ort und Stelle gehalten.
Ende November ging zudem mit der Dudgeon Offshore Wind Farm das bislang größte Windkraft-Projekt von Statoil an den Start. Vor der britischen Küste sorgen nun 67 Turbinen für bis zu 402 Megawatt Strom.
Im Gegensatz zu Statoil befinden sich die drei Windkraft-Aktien - trotz zuletzt steigender Kurse - nach wie vor in einem übergeordneten Abwärtstrend, technische Ausbruch- bzw. Kaufsignale sind noch nicht erkennbar. Doch mit der weiteren Etablierung der Windenergie könnte bei den Werten allmählich ein Turnaround anstehen. DER AKTIONÄR beobachtet die Branche und wird zu gegebener Zeit berichten.