162 Handelstage – so lange hielt sich der S&P 500 über der 50-Tage-Linie. Es war die zehntlängste Gewinnserie seit 1950. Nun ist die Marke gerissen. Die Anleger sind nervös geworden, die goldenen Locken haben einen Teil ihres Glanzes eingebüßt. Der Fear & Greed Index von CNN ist auf 36 („Furcht“) abgesackt, nachdem er zuvor wochenlang „Gier“ oder sogar „extreme Gier“ anzeigte. Der Blick richtet sich auf die Risiken.
Da ist zum einen die Lage im Nahen Osten, die nach dem Angriff Irans auf Israel noch unsicherer geworden ist. Bislang ist ein deutlicher Anstieg des Ölpreises zwar ausgeblieben, verschärft sich die Situation aber, dürfte Öl ein gutes Stück teurer werden – mit den entsprechenden Negativfolgen für die Konjunktur.
Zum anderen drückt die Inflation in den USA auf die Stimmung. Die Amerikaner haben offensichtlich keine Angst, ihren Job zu verlieren – und konsumieren kräftig weiter. Das ist auf der einen Seite natürlich gut für die Wirtschaft, auf der anderen Seite verschiebt sich so die Zinswende weiter nach hinten. Laut dem FedWatch-Tool der CME rechnen 59 Prozent der Marktteilnehmer nicht vor dem Herbst mit der ersten Zinssenkung. Die Aussicht auf die Kombination zeitnahe Zinswende/Soft Landing war ein wesentlicher Grund dafür, dass die Anleger bei Aktien immer weiter zugriffen und die Indizes von einem Rekordhoch zum nächsten katapultiert haben.
Nicht falsch verstehen: DER AKTIONÄR ist nicht auf die Seite der Bären gewechselt. Es gibt immer noch gute Gründe pro Aktien (Thomas Gebert nennt im Interview auf den nächsten Seiten einige davon). Nach einer Rally wie zuletzt dürften Gewinnmitnahmen aber niemanden erstaunen. Dips wären bei Qualitätsaktien wie Nvidia, Rheinmetall oder Amazon nichts anderes als prima Kaufchancen. Ein klarer Kauf – und zwar jetzt! – sind auch die fünf Aktien, die DER AKTIONÄR ab Seite 20 analysiert. Das sind fünf Kraftpakete mit Relativer Stärke – stabile Titel für Ihr Depot.