Das Bundeskartellamt hat Einwände gegen die geplante Übernahme der Nacco-Gruppe durch den deutschen Schienenlogistik-Spezialisten VTG. Analysten setzen ihre Kursziele für den SDAX-Wert herab, die VTG-Aktie verliert. Und nun?
Die Ad-hoc-Mitteilung von VTG schlug ein wie eine Bombe. Eine Freigabe der angekündigten Übernahme der französischen CIT Rail Holding SAS, der Eigentümerin des Güterwaggon-Vermieters Nacco, könne „nur unter erheblichen Auflagen erreicht werden“, gab VTG am Donnerstag-Abend bekannt. Man werde den Kartellwächtern nun anbieten, sich von rund 30 Prozent des Güterwagen-Bestandes der Nacco-Gruppe zu trennen.
Weniger Gewinn durch kleinere Nacco-Übernahme
Der VTG-Vorstand geht davon aus, dass die Nacco-Transaktion nun erst im zweiten Halbjahr 2018 stattfinden kann. Außerdem würde sich der geplante EBITDA-Beitrag für 2018 von etwa 100 Millionen Euro deutlich reduzieren.
Schon in den vergangenen Tagen hatten Analysten Zweifel an dem im Juli 2017 bekannt gegebenen Deal angekündigt. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux kassierte am 22. Januar seine Kaufempfehlung für VTG und setzte das Kursziel von 56 auf 47 Euro herab. Ein Berenberg-Analyst argumentierte, dass die Konsensschätzungen gesenkt werden müssten, wenn VTG Nacco nur zum Teil übernehmen könne. Er reduzierte das Kursziel von 49 auf 43,50 Euro.
Luft ist raus aus VTG-Aktie
Auch die NordLB befürchtet, dass das zu übernehmende Geschäftsvolumen aufgrund der Zugeständnisse an die Kartell-Behörden deutlich geringer ausfallen wird – mit negativen Auswirkungen auf Synergien und Ergebnisbeiträgen. Die Bank rechnet nur noch mit einem VTG-Kursziel von 43 Euro. Auf diesem Niveau befindet sich der SDAX-Wert aktuell.
Die Nacco-Nachricht drückte den VTG-Kurs zeitweise sogar unter die 41-Euro-Marke und damit auch unter die 200-Tage-Linie, die bei 41,50 Euro verläuft. Da VTG in den ersten drei Quartalen im Jahr 2017 vernünftige Zahlen bei Umsatz und Auslastung der Waggonvermietung verzeichnen konnte, hatte der SDAX-Wert zuletzt einen guten Lauf: Bis auf das neue Rekordhoch bei 50,70 Euro zog der Kurs Anfang Januar an. Nun ist vor dem Hintergrund des verkleinerten Nacco-Deals die Luft erstmal raus aus der Aktie. Kursziele jenseits der 50 Euro dürften auf absehbare Zeit kaum erreichbar sein. DER AKTIONÄR rät noch engagierten Anlegern, Gewinne mitzunehmen.