Er trat an, Amerika wieder groß zu machen. Doch die Börse fürchtet, dass Donald Trump mit seinen Zöllen auf dem Holzweg ist und enormen Schaden anrichtet. Er selbst sieht das ganz anders, wie er am Donnerstag noch mal klar gemacht hat. Mit der Einstellung könnte er etwas historisch Negatives erreichen.
„Ich werde keinen Millimeter nachgeben“, so Trump während eines Treffens mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte. „Wir wurden jahrelang ausgenutzt, und das wird nicht mehr passieren.“
Gefühlt vergeht kein Tag, an dem der US-Präsident nicht neue Zölle ankündigt und teilweise anordnet. Am Donnerstag drohte er mit Abgaben von 200 Prozent auf Wein, Champagner und Spirituosen aus der EU. Damit erschreckt er nicht nur die Börse, sondern auch die amerikanischen Konsumenten. Das Verbrauchervertrauen lag laut der University of Michigan im März bei 57,9, was im Vergleich zum Februar einen Rückgang um 10,5 Prozent bedeutet. Volkswirte hatten mit 63,2 Prozent gerechnet. Die Inflationserwartungen für die kommenden zwölf Monate kletterten von 4,3 auf 4,9 Prozent – das ist der höchste Wert seit November 2022.
Der S&P 500 hat seit seinem Hoch neun Prozent verloren – die charttechnische Lage ist ernst: Der Index hat die bedeutenden Unterstützungen GD50, GD100 und GD200 – gerissen. Bleiben die Bären am Drücker, könnte als nächstes die horizontalen Supports bei 5.400 und dann bei 5.200 Punkten getestet werden.
Crashen (Verlust von 20 Prozent oder mehr) würde der S&P 500 bei einem Fall auf das April-Tief bei 4.950 Zähler. Wie wahrscheinlich ist das? Aus historischer Sicht unwahrscheinlich. Laut Ryan Detrick von Carson Group wäre es das erste Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs, dass der S&P 500 innerhalb von fünf Jahren dreimal einen Bärenmarkt erreichen würde. 2020 gab es den Corona-Crash (-34 Prozent vom 19. Februar bis 23. März) und 2022 brach der Markt vor allem wegen der stark gestiegenen Inflation zusammen (-25 Prozent vom 3. Januar bis 12. Oktober). Am schnellsten erfolgten drei Crashs hintereinander vor über 50 Jahren: zwischen 1966 und 1973 (6,9 Jahre).
Selbst wenn der Negativ-Rekord ausbleibt: Das Sentiment für US-Aktien ist angeschlagen, europäische und deutsche Aktien sollten in den kommenden Wochen klar outperformen.
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