Die US-Großbank Wells Fargo muss in einer schon länger zurückliegenden Affäre um fingierte Konten laut Insidern mit weiteren Strafen der Aufsichtsbehörden rechnen. Das für die Bankenaufsicht zuständige Office of the Comptroller of the Currency (OCC) und die Verbraucherschutzbehörde CFPB seien mit den Fortschritten bei der Entschädigung der Wells-Fargo-Kunden und der Verbesserung der Kontrollen nicht zufrieden, wie Bloomberg berichtete.
Die Nachrichtenagentur berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Zudem hätten die Behörden der Bank mögliche weitere Sanktionen angedroht. Der Skandal hat Wells Fargo bereits mehr als fünf Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) gekostet.
Management im Visier
Neue Strafzahlungen würden auch die neue Führung um Bankchef Charlie Scharf in Misskredit bringen, die ihre Vorgänger 2019 infolge des Skandals abgelöst hatte. Scharf hatte es zu seinem obersten Ziel erklärt, die US-Behörden zufriedenzustellen. Sprecher von Wells Fargo, OCC und CFPB lehnten eine Stellungnahme ab.
Hoher Vertrauensverlust
Wells Fargo hatte 2016 zugegeben, dass Mitarbeiter jahrelang in großem Stil Bank- und Kreditkartenkonten eröffneten, die nicht von Kunden autorisiert waren. Wenig später verlor der damalige Vorstandschef John Stumpf seinen Job. Doch auch die US-Behörden machten in der Affäre keine gute Figur. So räumte die Bankenaufsicht später ein, dass die Kontrolle unzureichend war und etliche Gelegenheiten verpasst wurden, den Tricksereien früher auf die Schliche zu kommen. Obwohl es Jahre zuvor schon Hinweise von Whistleblowern und Medienberichte gab, folgten erst ab September 2016 Konsequenzen.
An der Börse schickten die Anleger die Aktie von Wells Fargo am Dienstag auf Talfahrt. Zeitweise notierten die Papiere rund 4,7 Prozent tiefer bei 46,15 Dollar. Aus charttechnischer Sicht hat die Aktie damit bereits die 50-Tage-Linie bei 46,32 Dollar gerissen und ein erstes Verkaufssignal geliefert. Sollte der Verkaufsdruck zunehmen, fungieren die Horizontale bei 42,57 Dollar und der GD200 bei 39,55 Dollar als erste Auffangmarken.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit die angedrohten Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden. Bereits Investierte beachten den Stoppkurs bei 30 Euro (umgerechnet 35,42 Dollar) und bleiben vorerst an Bord.
Mit Material von dpa-AFX.