Walt Disney hat die Anleger mit Aussagen zum Streaming-Geschäft positiv überrascht. Die Aktie des Entertainment-Giganten, die seit einer Ewigkeit nicht vom Fleck gekommen war, kletterte um sieben Prozent und überwand erstmals seit Mai die 100-Dollar-Marke. Nun stehen die nächsten Hürden an. Wie viel Power hat das Powerhouse?
Disney will sein Streaming-Geschäft bis Ende September in die schwarzen Zahlen bringen. Im Sommer will der Konzern gegen Passwort-Trittbrettfahrer vorgehen. Die Maßnahme hat sich bereits beim Marktführer Netflix als Erfolg erwiesen. Die Zahl der Abonnenten ist gestiegen.
Im vergangenen Quartal profitierte Disney abermals vom starken Geschäft mit seinen Freizeitparks und Kreuzschiffen. Indes sank der Umsatz im Kabel-TV um zwölf Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar. Die Sparte verbuchte einen operativen Gewinn von 1,24 Milliarden Dollar – sieben Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Den Exodus von Zuschauern und Werbekunden will Disney durch ein starkes Streaminggeschäft auffangen. Die Erlöse mit Disney+ und dem Sportangebot ESPN+ stiegen im vergangenen Quartal um 14 Prozent auf gut sechs Milliarden Dollar. Das operative Minus von 216 Millionen Dollar war bereits eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu einer Milliarde Dollar Verlust vor einem Jahr.
In Sachen Streaming-Content muss sich Disney, wegen seiner starken Marken auch Powerhouse genannt, nicht hinter Primus Netflix verstecken. Das zeigt sich auch am anfänglichen fulminanten Kundenwachstum: Nur zweieinhalb Jahre nach dem Start kam der Dienst bereits auf 150 Millionen Abonnenten – dafür hatte Netflix zehn Jahre benötigt.
Mittlerweile stagniert die Kundenzahl. Disney+ Core kam im abgelaufenen Quartal auf 111,3 Millionen Abonnenten und damit auf ein Prozent weniger als im Vorquartal. Der Indien-Ableger Disney+ Hotstar wuchs um zwei Prozent auf 38,3 Millionen.
Nach dem Sommer wird sich zeigen, wie beliebt "Star Wars", "Simpsons" & Co bei den Trittbrettsehern wirklich sind. Ein Risiko ist es – aber der Konzern tut gut daran, es einzugehen.
Disney hat mit den Zahlen und seinem Streaming-Plan ein Ausrufezeichen gesetzt. Nun gilt es, die nächsten Widerstände bei 108 und dann bei 112 Dollar zu knacken.
(Mit Material von dpa-AFX)