Die Hoffnung auf Fortschritte im Ukraine-Konflikt hat den US-Aktienmarkt zum Wochenstart nicht lange gestützt. Anders als die Börsen in Europa drehte der Dow Jones nach anfänglich klaren Kursgewinnen ins Minus ab. Wegen einer in den USA bereits erfolgten Zeitumstellung findet der New Yorker Handel in dieser Woche in europäischer Zeit eine Stunde früher statt als gewöhnlich.
Der Dow Jones Industrial Average gab somit leicht auf 32.880 Punkte ab, nachdem er am Montag zuvor um mehr als 400 Punkte gestiegen war. Der S&P 500 büßte 0,74 Prozent oder 37 Zähler auf 4.167 Punkte ein. Der technologielastige Nasdaq Composite verlor mehr als zwei Prozent auf 12.589 Punkte.
Hoffnung auf friedliche Lösung
In Westeuropa hatte es am Montag zuvor deutliche Kursgewinne gegeben. Dort hatte sich die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des Krieges zuletzt aber auch deutlich stärker bemerkbar gemacht als an den US-Börsen. Am Montag gab es die vierten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine über eine Waffenruhe - dieses Mal per Video-Schalte. Diese haben aber erneut keine greifbaren Ergebnisse gebracht. Am 19. Kriegstag vertagten sich die Unterhändler auf diesen Dienstag. Bei der Unterbrechung bis Dienstag handle sich um eine technische Pause für Gespräche in Arbeitsgruppen und eine “Klärung individueller Definitionen“ erläuterte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak.
Öl verliert
Am Ölmarkt machte sich am Montag auch etwas Entspannung breit, die Preise gingen am Montag von ihrem hohen Niveau ausgehend zurück. Dies trieb die Anleger aus den zuletzt besonders gefragten US-Ölwerten wie Chevron oder ExxonMobil , die zu Wochenbeginn 2,9 respektive 3,9 Prozent an Wert verloren.
Ausverkauf chinesischer Titel geht weiter
An der Nasdaq-Börse fielen die Aktien chinesischer Konzerne mit US-Listung mit Kurseinbrüchen auf. So büßten die Papiere von Trip.com , Pinduoduo , Baidu , JD.com oder Netease zwischen 8,9 und 19,6 Prozent an Wert ein. Die in den USA gelisteten Papiere des Online-Riesen Alibaba sackten um 10,5 Prozent ab. Am Markt hieß es, bei diesen Werten gesellten sich zu den schon länger spürbaren regulatorischen Sorgen neue hinzu um die Position Chinas im Ukraine-Krieg sowie wegen pandemiebedingter Lockdown-Maßnahmen.
In der Folge stufte die US-Großbank JPMorgan am Montag solche Werte reihenweise ab, für viele drehte diese sogar ihr Votum von einer bisher positiven Einschätzung auf ein negatives „Underweight“. Geopolitische Risiken und wachsende regulatorische Bedenken seien die Gründe, warum er die chinesische Internetbranche für die nächsten sechs bis zwölf Monate inzwischen für unattraktiv halte, argumentierte Analyst Alex Ya. Der sektorweite Ausverkauf könnte sich fortsetzen, denn kurzfristig sehe er keine unterstützenden Faktoren.
Apple leidet unter Corona in China
Im Zusammenhang mit neuen Entwicklungen in China wurde auch die Apple -Aktie verkauft, sie fiel aus Sorge vor möglichen Produktionsengpässen um 2,5 Prozent. Nach einem verhängten Corona-Lockdown im südchinesischen Shenzhen stoppte der Apple-Partner Foxconn in der Metropole die Produktion in seiner Fertigungsstätte, in der auch iPhones hergestellt werden.
Zinsentscheid beeinflusst Banktitel
Einige Banken dagegen entwickelten sich stabil, bevor am Mittwoch der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed ansteht, mit einer dann erwarteten ersten Zinserhöhung seit 2018. JPMorgan verblieben im Dow mit einem Prozent unter den Gewinnern, am breiten Markt übertrumpften dies die Aktien der Bank of America mit einem Anstieg um zwei Prozent. Generell gelten steigende Kapitalmarktzinsen als gutes Zeichen für das Alltagsgeschäft von Banken.
Ein Lichtblick an der Nasdaq waren die Moderna -Aktien mit einem Kurssprung um elf Prozent, der begleitet wurde von Biontech mit einem Plus von zwölf Prozent sowie dem Biontech-Partner Pfizer, dessen Titel um 3,5 Prozent anzogen. Am Markt hieß es, in die mRNA-Impfstoffwerte komme wegen anziehender Corona-Fallzahlen wieder mehr Fantasie. Dabei hälfen auch die neuerlichen Lockdown-Maßnahmen in China, sagten Börsianer.
US-Staatsanleihen haben am Montag nachgegeben. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries sank zuletzt um 0,89 Prozent auf 124,83 Punkte. Die gegenläufige Rendite stieg derweil mit 2,14 Prozent auf den höchsten Stand seit Mitte 2019. Für Zinsauftrieb sorgt auch die extrem hohe Inflation.