VW-Kunden klagen, VW-Aktionäre klagen und zu allem Übel kommt jetzt der nächste Hammer ans Tageslicht. Die Wolfsburger sollen Autos im „unklaren Bauzustand“ an ihre Kunden verkauft haben. Jetzt will der DAX-Konzern die Problemkarren wieder aus dem Verkehr ziehen. Der Druck auf den Autobauer erhöht sich wieder.
Aus alt mach neu
Laut internen Papieren des VW-Konzerns, die dem Spiegel vorliegen, haben die Wolfsburger knapp 17.000 sogenannte Vorserienmodelle verkauft. Dabei handelt es sich um Versuchsmodelle, die „Problematiken unterliegen.“
Das bedeutet: Niemand im Konzern wusste, was genau in den Autos verbaut ist oder ob sie Mängel aufweisen. Diese hat VW zwischen 2006 und 2015 „ohne Prüfung und Korrektur vermarktet“, heißt es im Bericht der VW-Revision. Sogar von Manipulationen ist die Rede: Werke hätten manuell Karosserie-Nummern der Problemkarren auf den Starttermin der regulären Serie verschoben und dadurch das Herstellungsdatum verschleiert.
Blöd, wer ein betroffenes Modell erwischte. Auf einen Umtausch mussten betroffene Kunden lange warten, denn erst in diesem Jahr beschloss VW ein Rückkaufprogramm der nicht vermarktungsfähigen Autos. Informiert war VW-Chef Herbert Diess wohl seit Juli 2016, reagiert hat VW erst zwei Jahre später. VW-Aktionäre dürften gerade ein Déjà-vu erleben, denn ein „Zeitproblem“ gab es auch bei der Ad-hoc Meldung im Diesel-Skandal.
Baustelle Nummer 3
Die Meldung kommt denkbar ungünstig. Zuletzt machten die Wolfsburger nämlich mit guten News zum Thema E-Mobilität auf sich aufmerksam (DER AKTIONÄR berichtete). Diesel-Sammelklagen sowie zahlreiche Aktionäre, die auf Rückerstattung ihrer Kursverluste pochten, rückten in den Hintergrund. Auch die Aktie hat sich merklich erholt und die 90-Tage-Linie hinter sich gelassen. Jetzt dürften die pessimistischen Stimmen wieder lauter werden.