Volkswagen verfehlt die Erwartungen im ersten Quartal deutlich: Der operative Gewinn fällt um 40 Prozent, belastet durch CO₂-Auflagen, US-Zölle und hohe Kosten. Trotzdem hält der Konzern an seinen Zielen fest. Die Börse reagiert gelassen – bleibt das so?
Volkswagen hat am Mittwochabend vorläufige Zahlen für das erste Quartal 2025 veröffentlicht – und die Erwartungen deutlich verfehlt. Der operative Gewinn sank um 39 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro (Q1 2024: 4,6 Milliarden Euro). Als Gründe nennt VW Sondereffekte in Höhe von 1,1 Milliarden Euro – etwa durch Umstrukturierungen, CO₂-Vorgaben in Europa und neue US-Zölle auf Autos.
Der Umsatz legte zwar um drei Prozent auf 78 Milliarden Euro zu, blieb aber unter den Schätzungen der Analysten. Die operative Marge fiel von sechs auf 3,6 Prozent – ein klares Zeichen für steigenden Kostendruck.
Die US-Zollpolitik zeigt Wirkung: Viele der neuen Importzölle gelten zwar noch nicht, doch VW musste bereits Verluste bei Fahrzeugen hinnehmen, die Anfang April auf dem Weg in die USA waren. Dazu kamen Belastungen durch neue Vorschriften und interne Umstellungen. Die Nettoliquidität im Automobilbereich sank auf 33 Milliarden Euro (Ende 2024: 34,4 Milliarden Euro).
Ziele stehen – vorerst
Trotz der schwachen Zahlen hält VW an seinen Jahreszielen fest: Der Umsatz soll bis zu fünf Prozent steigen, die operative Rendite zwischen 5,5 und 6,5 Prozent liegen. Auch beim Netto-Cashflow (zwei bis fünf Milliarden Euro) und der Nettoliquidität (34 bis 37 Milliarden Euro) bleibt der Konzern optimistisch. Die Auswirkungen der US-Zölle seien aber noch nicht genau absehbar.
Börse bleibt ruhig – noch
Die Börse reagierte gelassen. Die Aussetzung der US-Zölle sorgte im nachbörslichen Handel (Tradegate) für einen Kursanstieg der VW-Aktie. Doch der Effekt dürfte nur von kurzer Dauer sein. Die Probleme – schwaches China-Geschäft, stockende E-Mobilität – bleiben ungelöst.
VW steht unter Druck: Regulierung, Handelspolitik und Umbauten belasten die Marge. Die stabilen Jahresziele zeigen Disziplin – doch die schwache Profitabilität im ersten Quartal mahnt zur Vorsicht. Die Aktie bleibt eine Wette für erfahrene Zykliker. Charttechnisch entscheidend ist, dass das Novembertief 2024 weiterhin hält. Ein starkes Signal entstünde erst mit dem Sprung über die 200-Tage-Linie, die knapp unter 95 Euro verläuft.
Enthält Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..